dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Weidmann warnt Politik vor Überforderung der Notenbanken
Tokio (dpa) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat eindringlich davor gewarnt, bei der Lösung der weltweiten Schulden- und Konjunkturkrise die Notenbanken immer stärker einzuspannen. „Was mir etwas Sorgen bereitet, ist, dass sich die Hoffnungen und Erwartungen der Politik mehr und mehr auf die Zentralbanken richten als Problemlöser“, sagte Weidmann am Freitag in Tokio vor der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank. Dies betreffe nicht nur die Euro-Zone, sondern auch andere Währungsräume, sagte der Bundesbank-Chef, der die Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB), unbegrenzt Anleihen aus Krisenländern anzukaufen, mehrfach kritisiert hatte.
EU-Spitzen legen Reformpapier vor
Brüssel (dpa) - Vier Spitzenvertreter der EU haben am Freitag ein gemeinsames Papier zur Reform der Eurozone vorgelegt. Die Vorschläge für eine Bankenunion oder ein eigenes Budget für den gemeinsamen Währungsraum sollen in einer Woche beim Herbstgipfel (18. und 19. Oktober) in Brüssel debattiert werden. Mit endgültigen Beschlüssen zum Umbau der Währungsunion wird erst im Dezember gerechnet. Die Reform ist nötig, weil die Schuldenkrise mehrere Mitgliedsländer an den Rand des Abgrunds brachte. Das Papier stammt von EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker und von Mario Draghi, der die Europäische Zentralbank führt.
Geplatzter Rüstungsdeal: De Maizière gegen einseitige Schuldzuweisung
Berlin (dpa) - Nach dem Scheitern der Fusion von EADS und BAE hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière vor einseitigen Schuldzuweisungen gewarnt. Neben der Politik hätten sich auch die meisten der nicht-öffentlichen Anteilseigner kritisch zur Verschmelzung der beiden Luftfahrt- und Rüstungskonzerne geäußert, sagte der CDU-Politiker der Nachrichtenagentur dpa. „Das halte ich für einen bemerkenswerten Vorgang.“ Gleichzeitig warnte de Maizière vor einer zu starken Konzentration in der Rüstungsbranche. „Wenn ein Rüstungsunternehmen besonders klein ist, hat es Mühe mit dem technischen Fortschritt mitzuhalten. Wenn ein Unternehmen zu groß ist, entstehen hingegen Monopolstrukturen, die die Streitkräfte und damit letztlich die Steuerzahler unter Druck setzen“, sagte er.
Experten: Daimler-Anteilsverkauf kein Grund zur Sorge
Stuttgart/Abu Dhabi (dpa) - Branchenexperten sehen in dem Rückzug des bedeutendsten Daimler-Großaktionärs Abu Dhabi kein Alarmzeichen für den Autobauer. „Es ist natürlich keine tolle Nachricht für Daimler, einen großen Ankeraktionär zu verlieren. Aber ich sehe darin auch keinen Grund zur Panik“, sagte Autofachmann Stefan Bratzel am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Dennoch bedeute der Verlust für den Dax-Konzern, dass er sich bei einem merklich sinkenden Börsenkurs ernste Gedanken über seine Aktionärsstruktur machen müsse. Anders als etwa den Konkurrenten BMW oder VW fehlen Daimler beständige Investoren als Fels in der Brandung, um bei sinkendem Marktwert kein Übernahmekandidat zu sein.
Schadensrechnung im Kirch-Prozess
München (dpa) - Im Kirch-Prozess gegen die Deutsche Bank hat das Oberlandesgericht München am Freitag versucht, die Höhe des möglichen Schadens zu klären. Das Gericht hatte eine Zahlung von 775 Millionen Euro für sämtliche Forderungen bereits im März als Vergleich vorgeschlagen - erfolglos. Jetzt sagte der frühere KirchMedia-Chef Dieter Hahn als Zeuge, der Notverkauf des Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 für 1,3 Milliarden Euro an Walt Disney sei eine Woche vor der Insolvenz im April 2002 am „enormen Zeitdruck“ gescheitert.
Konjunkturflaute treibt wieder mehr Unternehmen in die Pleite
Wiesbaden/Berlin (dpa) - Die abflauende Konjunktur reißt wieder mehr Unternehmen in Deutschland in die Pleite. Im Juli 2012 meldeten die deutschen Amtsgerichte 2580 Unternehmensinsolvenzen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden berichtete. Das sind 1,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Dank des guten Jahresstarts mussten von Januar bis Juli mit gut 17 000 Unternehmen zwar 2,2 Prozent weniger den Gang zum Amtsgericht antreten als im Vorjahreszeitraum. Der Trend könnte sich angesichts der Rezession im Euroraum aber umkehren. Dies fürchten jedenfalls die deutschen Insolvenzverwalter. Sie erwarten, dass sich die Zahl der Firmenpleiten zum Jahresende hin weiter erhöhen werde.
Energieagentur: Autofahrer können auf sinkende Spritpreise hoffen
Paris (dpa) - Gute Nachrichten für Autofahrer: Zumindest der Ölpreis dürfte die Spritkosten in den nächsten Jahren nicht mehr auf neue Rekordwerte treiben. Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet bis Ende 2017 eine spürbare Entspannung an den Märkten. Der durchschnittliche Importpreis pro Barrel Öl wird nach einer am Freitag vorgestellten Prognose kontinuierlich sinken und in fünf Jahren bei 89 Dollar liegen. Für dieses Jahr rechnet die IEA mit einem Durchschnittspreis von 107 Dollar pro 159-Liter-Fass. Trotz der politischen Unsicherheiten in Ländern wie dem Iran sei der Ausblick positiver als erwartet, kommentierte IEA-Chefin Maria van der Hoeven.
Dax macht frühe Verluste zum Großteil wett
Frankfurt/Main (dpa) - Der Dax hat am Freitag seine frühen Verluste zu einem Großteil wettgemacht. Dank der freundlich erwarteten Wall Street sowie guter Zahlen der US-Banken JPMorgan und Wells Fargo stand er am Nachmittag noch 0,13 Prozent tiefer bei 7272 Punkten. Am Vormittag hatten selbst überraschend gute Daten zur Industrieproduktion aus der Eurozone dem deutschen Leitindex nicht geholfen. Auf Wochensicht steht aber wegen der Verluste bis zur Wochenmitte ein Minus von knapp zwei Prozent zu Buche. Der MDax mittelgroßer Werte sank am Freitag um 0,41 Prozent auf 11 282 Punkte. Hingegen schaffte der TecDax dank deutlicher Kursgewinne bei den Aktien der Software AG ein Plus von 0,92 Prozent auf 818 Punkte. Der Rentenindex Rex fiel um 0,11 Prozent auf 134,17 Punkte. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2970 (Donnerstag: 1,2918) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7710 (0,7741) Euro.