dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Merkel fordert mehr Anstrengungen gegen Schuldenkrise
Brüssel/London/Berlin (dpa) - Das zweite, milliardenschwere Hilfspaket für Griechenland ist durch, doch Bundeskanzlerin Angela Merkel will noch keine Entwarnung in der Euro-Schuldenkrise geben. Die Europäische Union als Ganzes sei in der Pflicht. Merkel nannte den deutschen Kurs in der Finanzkrise vorbildlich. „Deutschland hat die Krise hinter sich gelassen und steht besser da als zuvor“, sagte sie am Freitag in Berlin. Die Finanzmärkte nahmen die Beschlüsse des Euro-Krisengipfels positiv auf, die Aktienmärkte notierten im Plus.In Griechenland war die Erleichterung groß. Ein Wermutstropfen war die Ankündigung der Ratingagentur Fitch, die Kreditwürdigkeit des Landes zeitweise weiter herabzustufen. Nach monatelangem Streit hatten sich die 17 Staats- und Regierungschefs der Eurozone und der IWF auf das neue Hilfspaket im Wert von 109 Milliarden Euro geeinigt. Banken und Versicherungen werden einen zusätzlichen Beitrag von 37 Milliarden Euro leisten.
ifo-Index: Stimmung in der Wirtschaft trübt sich ein
München (dpa) - Die Abkühlung der Weltwirtschaft und die finanzpolitischen Turbulenzen im Euro-Raum dämpfen den monatelang fast ungebremsten Optimismus der deutschen Unternehmer. Der ifo-Index, wichtiges Stimmungsbarometer, sank im Juli überraschend deutlich von 114,5 auf 112,9 Punkte. Vor allem die exportorientierten Firmen drosseln ihre Erwartungen für die nächsten Monate. Von einer Schwächephase der deutschen Wirtschaft könne allerdings nicht die Rede sein, urteilte ifo-Chef Hans-Werner Sinn bei der Vorstellung der Daten am Freitag in München. Tatsächlich sind die Einschätzungen noch genauso günstig wie im Frühjahr. Die Fragebögen zur Beurteilung des Geschäftsklimas waren lange vor dem Beschluss des EU-Krisengipfels zu einem weiteren Hilfspaket für Griechenland in München eingegangen.
Pfleiderer nach turbulenter Hauptversammlung vorerst gerettet
München/Neumarkt (dpa) - Beim von der Pleite bedrohten Holzverarbeiter Pfleiderer übernehmen Banken und Hedgefonds das Kommando. Die Aktionäre stimmten am späten Donnerstagabend auf einer außerordentlichen Hauptversammlung dem Sanierungskonzept zu, das praktisch eine Enteignung der Anteilseigner bedeutet. Mehrere Kleinanleger kündigten zwar Klagen gegen den Beschluss an. Pfleiderer-Vertreter zeigten sich aber zuversichtlich, dass diese vor Gericht wenig Chancen hätten. Am Pfleiderer-Firmensitz herrschte Erleichterung. Nach stundenlangen turbulenten Diskussionen hatten die Pfleiderer-Aktionäre den Weg für das Sanierungskonzept frei gemacht. Nach den Plänen werden Banken und Hedgefonds künftig 80 Prozent des Unternehmenskapitals halten. Der Anteil der Aktionäre am Konzern wird dagegen auf 0,8 Prozent sinken.
Trotz Aufschwungs: Zahl der Privatinsolvenzen hoch
Hamburg (dpa) - Trotz Wirtschaftsaufschwungs und sinkender Arbeitslosigkeit bleibt die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland hoch. Im Mai lag sie erstmals in diesem Jahr sogar über dem Vorjahresniveau. Nach Angaben der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel meldeten 11 738 Verbraucher Insolvenz an. Das waren 1,6 Prozent mehr als im Mai 2010. Die Zahl der Firmeninsolvenzen lag dagegen mit 2498 Fällen um 7,2 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Am deutlichsten stiegen die Privatinsolvenzen in Bremen (plus 26,9 Prozent) und in Sachsen-Anhalt (23,2 Prozent). Mit einem Minus von 17 Prozent lieferte Thüringen das beste Ergebnis bei den Privatinsolvenzen. Stark rückläufig waren die Anmeldungen auch in Nordrhein-Westfalen mit minus 15,8 Prozent.
Mehr als zehn Jahre Haft für Millionenbetrüger Kiener
Würzburg (dpa) - Der wegen Millionenbetrugs angeklagte frühere Finanzmanager und Anlageberater Helmut Kiener muss für zehn Jahre und acht Monate in Haft. Seinen als Fondsverwalter eingesetzten Komplizen verurteilte das Landgericht Würzburg am Freitag wegen Beihilfe zum Betrug zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten. Die Kammer blieb damit deutlich unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafe von knapp 13 Jahren. Für Kieners Komplizen hatten die Anklagevertreter knapp vier Jahre Haft gefordert. Beide Verurteilten nahmen das Urteil an. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Kiener bis 2009 mit manipulierten Fonds fast 5000 Kleinanleger und Banken um rund 300 Millionen Euro geprellt hat.
Fiat hat freie Bahn bei Chrysler
Washington/Detroit (dpa) - Zwei Jahre nach seiner Insolvenz kommt der US-Autobauer Chrysler wieder ohne staatliche Hilfe aus. Die USA und Kanada haben am Donnerstag ihre verbliebenen Anteile wie geplant an Fiat verkauft. Die Italiener halten nun 53,5 Prozent an Chrysler und sind auf dem besten Weg, einen weltumspannenden Autokonzern zu schmieden. Die Regierungen der USA und Kanadas hatten Chrysler in der schweren Branchenkrise 2009 vor dem Bankrott gerettet. Fiat ergriff damals die Chance und bot sich als Hilfe bei den Bemühungen an, Chrysler auf Vordermann zu bringen. Fiat-Chef Sergio Marchionne wurde Kopf beider Unternehmen und half Chrysler mit italienischem Know-how bei der Entwicklung neuer Wagen. Im Gegenzug bekam Fiat immer mehr Anteile. Für die jetzt übernommenen Anteile musste Fiat aber in bar zahlen.
Microsoft verdient gut dank Firmenkunden
Redmond/New York (dpa) - Der weltgrößte Software-Konzern Microsoft übersteht die schwächelnden PC-Verkaufe weiterhin schadlos. Im vierten Geschäftsquartal, das von April bis Juni lief, stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf das Rekordniveau von 17,4 Milliarden Dollar (12,1 Mrd Euro). Neben der neuesten Ausgabe des Büropakets Office verkaufte sich vor allem die Server-Software bestens. „Wir sehen weiterhin eine starke Nachfrage unserer Firmenkunden - von Kleinbetrieben bis hinauf zu den größten Weltkonzernen“, sagte der fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Kevin Turner am Donnerstag. Deutschland ist nach den USA und Japan der drittwichtigste Markt für Microsoft - und daher mitverantwortlich für einen satten Gewinnsprung von 30 Prozent auf unterm Strich 5,9 Milliarden Dollar.
Deutsche Aktien profitieren von Einigung über Griechenland-Hilfe
Frankfurt/Main (dpa) - Die Einigung auf ein neues Hilfspaket für Griechenland hat am Freitag für weitere Kursgewinne am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Diese bröckelten im Handelsverlauf allerdings deutlich ab. Nachdem bereits tags zuvor Hoffnungen auf eine Einigung in der Euro-Schuldenkrise beflügelt hatten, legte der Dax am Freitag noch um 0,24 Prozent auf 7308 Punkte zu. Der MDax mittelgroßer Werte rückte um 0,45 Prozent auf 10 878 Punkte vor und der TecDax gewann 0,72 Prozent auf 852 Punkte. Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 2,54 (Vortag: 2,49) Prozent. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4391 (Donnerstag: 1,4222) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6949 (0,7031) Euro.