Dramatischer Führungswechsel bei Siemens

Siemens entlässt Konzernchef Peter Löscher nach einer Serie von Rückschlägen.

München. Nach einer heißen Schlacht muss sich Siemens-Chef Peter Löscher geschlagen geben und seinen Posten räumen. Der Österreicher hinterlässt einen gewaltigen Scherbenhaufen, den sein Nachfolger nun beiseiteräumen muss. Nach aller Voraussicht wird Finanzvorstand Joe Kaeser diese schwierige Aufgabe übernehmen. Ein Neuanfang ist das zwar nicht. Aber eine pragmatische Lösung, mit der wieder Ruhe ins Unternehmen gebracht werden soll.

Die Fäden im Kontrollgremium hielt dem Vernehmen nach dabei Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme in der Hand, der Löscher selbst einst zu Siemens geholt hatte. Er sei mit dem klaren Willen nach München gereist, Löscher zum Rücktritt zu zwingen, so die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Für Cromme, der seit seinem Rückzug vom Aufsichtsrats-Chefposten beim Stahlkonzern ThyssenKrupp selbst als geschwächt gilt, dürfte es auch um das eigene Renommee gegangen sein. Löscher habe aber gekämpft. Noch am Freitag hatte er wissen lassen, dass er nicht kampflos aufgeben will. „Mir bläst jetzt der Wind ins Gesicht, aber es war noch nie meine Art, aufzugeben oder schnell die Segel zu streichen“, sagte der Manager der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich habe einen Vertrag bis 2017, und gerade jetzt ist der Kapitän bei Siemens mehr gefragt denn je.“

Löscher hat in seinen sechs Jahren bei dem Elektrokonzern einen beispiellosen Niedergang erlebt. Zwar räumte er professionell auf, baute den Konzern um und meisterte einige Krisen — allen voran die Bewältigung des Schmiergeld-Skandals. In anderen Dingen blieb Löscher aber glücklos. Die Übernahmen des US-Medizintechnik-Unternehmens Dade Behring oder des israelischen Solarunternehmens Solel waren teure Fehlgriffe.

Das Fass zum Überlaufen brachte Donnerstag die x-te Gewinnwarnung von Siemens während Löschers Amtszeit. Siemens hatte bekanntgegeben, dass die für 2014 angepeilte operative Ergebnismarge von zwölf Prozent voraussichtlich nicht erreicht werde. Das ließ die Siemens-Aktie abstürzen. Als sich Hinweise auf eine Ablösung Löschers verdichteten, zogen die Papiere an.

Ein tiefer Fall für Löscher, doch die Landung dürfte nicht zu hart ausfallen: Weil sein Vertrag bis 2017 läuft, kann er laut Medieninformationen auf eine Abfindung von neun Millionen Euro hoffen.