Drohnen sollen Amazon-Päckchen liefern
Amazon will neue Vertriebswege schaffen. Noch ist Forschung nötig.
New York. Amazon-Chef Jeff Bezos hat mehrfach bewiesen, dass er ganze Branchen auf den Kopf stellen kann. Zunächst lehrte er den traditionellen Buchhandel das Fürchten, dann weitete er den Online-Handel auf alle denkbaren Waren aus.
Mit dem Lesegerät Kindle beschleunigte er die Verdrängung gedruckter Bücher durch E-Books und auf den Servern von Amazon laufen heute Internet-Dienste aus der „Cloud“. Und nun will Bezos mit Mini-Drohnen seine Waren ausliefern.
In der populären US-Fernsehsendung „60 Minutes“ kündigte der Amazon-Gründer an, er habe bei der Flugaufsicht FAA beantragt, dass selbstfliegende „Octocopter“ bestellte Waren zu den Kunden bringen dürfen. Zustellzeit: 30 Minuten. Bis zu 2,5 Kilo Gewicht könne über den „Prime Air“-Service ausgeliefert werden. „Bei 86 Prozent der Bestellungen liegt das Gewicht unter diesem Limit“, betonte Bezos. „Ein Kajak können wir damit natürlich nicht ausliefern.“
Bezos sieht selbst Herausforderungen. „Eine Drohne darf nicht auf dem Kopf eines Fußgängers landen und kann auch nicht in der Nachbarschaft herumlaufen, um eine Adresse zu finden.“ Daher sei noch viel Forschungsarbeit notwendig, um den Dienst „robust und verlässlich“ zu machen. „Es klingt wie Science-Fiction, ist es aber nicht. Es wird funktionieren. Und es wird Spaß machen.“
Trotz seiner optimistischen Einschätzung steht Bezos mit dem Plan allerdings vor gewaltigen Herausforderungen. Bei dem Online-Händler gehen in Spitzenzeiten allein in den USA pro Sekunde rund 300 Bestellungen ein. Sollte nur ein Bruchteil dieser Waren per Drohne ausgeliefert werden, müssten in Großstädten Tausende von Flugobjekten unterwegs sein.
Mit einer Reichweite von nur 16 Kilometern müssten in Städten wie New York oder Los Angeles etliche Distributions-Zentren errichtet werden, um das Logistik-Netzwerk engmaschig genug zu knüpfen. Außerdem wohnt das Gros der Amazon-Kunden nicht in einem Einfamilienhaus mit einem Landeplatz für „Octocopter“ vor der Haustür, wie es in dem Werbe-Film von Amazon vorgeführt wurde. Und selbst in Kalifornien scheint nicht immer nur die Sonne wie in dem Videoclip.
Die Luftfahrt-Behörde FAA arbeitet zudem erst noch daran, Regeln für den möglichen Einsatz unbemannter Drohnen im US-Luftraum aufzustellen. Vor kurzem veröffentlichte die Behörde einen Fahrplan, der auf die nächsten Jahre ausgelegt ist. 2015 könnte es erste Zulassungen geben.
In Deutschland ist die rechtliche Situation noch komplizierter. Hier sind für unbemannte Flugobjekte, die gewerblich genutzt werden, Aufstiegsgenehmigungen notwendig, die nur pro Bundesland erteilt werden. Sie müssen in Sichtweite des Steuerers fliegen. Automatisierte Drohnen, wie Bezos sie im Sinn hat, werden bislang nicht genehmigt.
Selbst wenn bis zu einer Einführung dieses Verbot kippen würde, steht eine weitere Hürde im Weg: In Deutschland ist auch verboten, dass Drohnen über Menschenansammlungen fliegen.