Drucken geht nicht nur auf Papier

Die Düsseldorfer Messe Drupa setzt auf Zukunftstechnik. Die ist nicht nur für Fachkunden interessant. Die Neuheiten kommen sogar nach Hause — irgendwann.

Die Drupa ist die weltgrößte Messe rund um das Thema Print

Foto: Rolf Vennenbernd

Düsseldorf. Die Drupa Ricinus ist eine Seeschneckenart, die vor allem in tropischen Pazifikregionen und rund um die Galapagos-Inseln lebt. In Düsseldorf sind derzeit einige Tausend Panzer dieser Schnecken zu sehen. Diese wurden aber weder gefischt noch ausgegraben. Sie wurden gedruckt. Eigens für die namensverwandte Drupa

Was die Natur kann, kann der 3D-Drucker jetzt auch: ein Modell eines Schneckengehäuses der Seeschneckenart Drupa Ricinus auf der Drupa in Düsseldorf.

Foto: Rolf Vennenbernd

Die Drupa ist die weltgrößte Messe im Bereich Druck und Papier. Die Organisatoren erwarten bis zum 10. Juni etwa 300 000 Gäste aus 130 Ländern. 1800 Aussteller aus 45 Nationen sind mit dabei und präsentieren die Trends der Branche.

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Die Schneckenhäuser wurden von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing (der englische Fachausdruck für das 3D-Drucken) des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hergestellt. Als Grundlage stand ihnen eine Computertomographie-Aufnahme eines Muschelgehäuses zur Verfügung, das sie in die für den Druck nutzbare Dateien umrechnen mussten.

Rainer Gebhardt, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau

Das ist gar nicht so leicht. Denn dabei kommt es immer wieder zu Ungenauigkeiten bei der Umrechnung, gerade wenn es um komplexe Formen geht. Letztlich hat es aber geklappt, und der VDMA präsentiert einen ganzen Stand mit vielen verschiedenen Versionen der Muschel. Von einer orangfarbenen aus dem handelsüblichen 3D-Drucker über eine Miniaturversion aus Metall bis zu einer überlebensgroßen Muschel, die den Stand des Verbands ins Blickfeld der Besucher bringt.

Rainer Gebhardt, Leiter der AG Additive Manufacturing, sagt, das sei „alles Spielerei“, aber die Muscheln sollten den Ingenieuren zeigen, was alles möglich sei. „3D-Druck ist für den Maschinenbau ein ernstzunehmendes Thema.“ Denn so könnten etwa viele Ersatzteile kostengünstig hergestellt werden. Es mangele an Standards, aber das Thema sei in der Industrie angekommen. „Vor allem die Luftfahrt investiert gewaltig.“

Aber auch in anderen Bereichen. So präsentiert die israelische Firma MassivIT 3D einen selbst entwickelten 3D-Drucker, der vor allem für Werbeaufsteller für Kinofilme oder Freizeitparks genutzt werden kann. Amir Veresh, ein Mitarbeiter der Firma, erklärt, dass bis zu 180 Zentimeter große Objekte gedruckt werden könnten. Solche stehen auch überall am Stand der Firma herum. Ein Astronaut, ein riesiger Keks, ein Abbild einer Statue der Osterinseln oder auch eine Kaffeetasse. Das Neue: Die gedruckten Objekte sind von innen hohl. Das verringere die Kosten und die Druckgeschwindigkeit. So könnten die Gewinnmargen bei solcher Werbung deutlich erhöht werden. Laut Veresh wurden in den vergangenen sechs Monaten schon sechs dieser Drucker verkauft — zu je 350 000 Euro.

Ein anderer Schwerpunkt der Messe sind etwa Verpackungen. So gibt es etwa eine preisgekrönte Verpackung eines Luxus-Gins, die anfängt zu blinken, wenn die Flasche herausgenommen wird.

Aber es muss nicht immer leuchten und blinken. Manchmal reicht auch eine ungewöhnliche Form. Die Bergische Universität Wuppertal hat zusammen mit den Wuppertaler Stadtwerken ein Schwebebahn-Modell als Faltkarton entwickelt, mit dem die Uni für den Studiengang Druck- und Medientechnik wirbt. Auf der „Campus Avenue“ stellt die Uni außerdem ihre Forschungsprojekte vor.

Marion Rose, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Wuppertal, sagt, die Studenten des Studiengangs hätten keine Probleme, nach ihrem Abschluss eine Stelle zu finden. Der Branche geht es vergleichsweise gut. Auch wenn sie laut Bundesverband Druck und Medien (BVDM) im vergangenen Jahr einen leicht rückläufigen Umsatz, gut 20 Milliarden Euro, erzielt hat und auch auf der Drupa so wenige Aussteller wie lange nicht sind. Bettina Knape, Pressesprecherin des BVDM, sagt, der Markt für große Druckpapiere wachse nicht mehr. Aber eben der für Kataloge, Verpackungen oder Etiketten.

Bettina Knape, Bundesverband Druck und Medien

Das liege am Versandhandel. Kartons und Etiketten seien eben die ersten Punkte, an denen die Kunden mit den Händlern in Berührung kämen, meint Knape. Deswegen würden diese immer hochwertiger. „Print und Papier haben Zukunft“, ist sich auch Gregor Andreas Geiser vom Verband Deutscher Papierfabriken sicher.

Aber gedruckt wird auch auf anderen Materialien — etwa Holz, Glas, Keramik oder Vinyl. So hat der US-amerikanische Drucker- und Softwarehersteller Efi mit einemder größten Drucker der Messe etwa eine 7,5 Meter breite und fünf Meter lange Weltkarte auf den Kunststoff gedruckt.

Auch Timo Michalik, Vorstand der Visuals United AG, arbeitet mit Efi-Druckern und Vinyl. Der Unternehmer aus Kaarst bedruckt Böden mit Fotos. Einer davon liegt etwa im Schloss Neuschwanstein, wo er einen Mosaikboden ersetzt und so das kostbare Original schont. Demnächst will Michalik eine Internetseite starten und dort Privatkunden den Druck solcher Böden ermöglichen. Für etwa 30 Euro pro Quadratmeter. So findet die Zukunft des Drucks ihren Weg ins heimische Kinder- oder Fitnesszimmer.