Aktienunternehmen DSW: Kritik auf Hauptversammlungen wird lauter werden

Düsseldorf (dpa) - Auf Kritik und bohrende Nachfragen von Aktionären müssen sich auf den diesjährigen Hauptversammlungen vor allem Volkswagen, Bayer, Linde und die Deutsche Börse einstellen.

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„Bei Volkswagen dürfte es vor allem wegen der Folgen des Abgasskandals kontrovers werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, der Deutschen Presse-Agentur.

Einschneidende Änderungen stünden bei der Deutschen Börse, Linde und Bayer durch Fusionen beziehungsweise Übernahmen an. „Hier steht die Frage im Raum, ob die Aktionäre nicht gefragt werden müssen, weil ihr Unternehmen ein anderes sein wird, als das, in welches sie investiert haben.“

Der Pharma- und Agrarchemie-Konzern Bayer will den umstrittenen US-Saatgutriesen Monsanto übernehmen. Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) wollen sich zu Europas größtem Börsenbetreiber zusammenschließen, und der Industriegase-Spezialist Linde arbeitet an einer Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair.

Insgesamt sei die Stimmung der Anteilseigner positiv, sagte Tüngler. „Aber da, wo es Probleme gibt, wird die Kritik sicher lauter werden.“ Das Umfeld für Deutschlands Unternehmen sei wegen niedriger Zinsen, des schwachen Euro und der immer noch vergleichsweise moderaten Energiepreise günstig. „Wer jetzt nicht Stärke zeigt, wird ein Problem bekommen, wenn sich das Umfeld verschlechtert.“

Kritisch sieht die DSW die Ankündigung einiger Gesellschaften, eigene Aktien auf Kredit zurückzukaufen. „Sicher sind die geringen Fremdkapitalkosten verlockend, doch wenn die Zinsen wieder steigen, wächst die Belastung der Unternehmen. Bei kreditfinanzierten Aktienrückkäufen werden wir auf der Hauptversammlung daher mit Nein stimmen“, sagte Tüngler.

Kritische Fragen der Aktionärsvertreter werden sich die Unternehmenslenker auch beim Thema Vorstandsvergütungen gefallen lassen müssen. „Die Systeme sind immer noch viel zu komplex und nicht verständlich genug. Hier muss dringend gegengesteuert werden“, forderte Tüngler.