Düngemittelkomplex in Tansania: hohe Erwartungen an internationales Milliardenprojekt

Der Essener Industriedienstleister Ferrostaal Industrial Projects GmbH will zusammen mit internationalen Partnern aus Italien, Dänemark und Pakistan sowie der einheimischen staatlichen Erdölentwicklungsgesellschaft Tanzania Petroleum Developement Corporation (TPDC) dieses Jahr mit dem Bau eines Erdgas-Düngemittelkomplexes in Tansania beginnen.

Das Unternehmen erwartet, dass durch das milliardenschwere Projekt die Wirtschaft des Landes gestärkt und bis zu 5.000 neue Jobs geschaffen werden.

Etwa eine Milliarde Euro will das Konsortium um Ferrostaal in den petrochemischen Komplex bis 2019 investieren. Europäische Investitionen dieser Höhe in Ostafrika sind äußerst selten und noch keines der 150 deutschen Unternehmen hat bisher eine so hohe Summe in Tansania investiert. Klaus Lesker, Mitglied der Ferrostaal-Geschäftsführung, spricht im Interview mit der Deutschen Welle sogar vom "größten deutschen Investment in Subsahara-Afrika" und sagt Tansania eine massive Weiterentwicklung voraus.

Tansania verfügt über enorme Erdgasreserven und ist gleichzeitig eines der ärmsten Länder der Welt — trotz wachstumsstarker Wirtschaft. Das hohe Erdgasvorkommen macht das Land auch für ausländische Investoren attraktiv. Nun sollen die Gasreserven zur Produktion von Düngemitteln erschlossen werden. In der Großanlage wird der Harnstoffdünger, der einen hohen wirtschaftlichen Nutzen hat, aus Erdgas, Luft und Wasser hergestellt. Die Produktion von etwa 1,3 Millionen Tonnen Düngemittel im Jahr soll sowohl dem lokalen Markt helfen als auch die Exportwirtschaft Tansanias ankurbeln. Die Landwirtschaft — einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes — profitiert am meisten von der Düngemittelproduktion. Der Agrarsektor bildet etwa ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes und beschäftigt rund drei Viertel der tansanischen Bevölkerung.

Die meisten potentiellen Investoren aus Europa sehen offenbar zu viele Risiken in einem Engagement auf dem afrikanischen Markt, sodass sie sich immer noch zurückhalten. Voraussetzung für die Investition für Ferrostaal war deshalb die Vergabe von sogenannten Hermes-Bürgschaften durch die Bundesregierung, betonte Lesker gegenüber der Deutschen Welle. Damit soll das Risiko eines Kreditausfalls für Investoren in fünf wachstumsstarken afrikanischen Ländern abgesichert werden.

Da die lokalen Begebenheiten in Afrika im Allgemeinen sehr unterschiedlich sind, müssen deutsche Unternehmen viel Verständnis für die besonderen Verhältnisse vor Ort mitbringen. Lokale Partner ins Boot zu holen, ist deshalb ein wichtiges Anliegen für Ferrostaal. Das machte Stefan Kratz, verantwortlicher Bereichsleiter des Unternehmens, deutlich. Die lokalen Partner kennen sich mit den regionalen Verhältnissen aus und sind deshalb unentbehrlich für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts.

Über FerrostaalFerrostaal ist ein internationaler Projektentwickler und EPC-Dienstleister für Industrieanlagen. Zu dem Portfolio der Ferrostaal Gruppe zählen neben Petrochemieprojekten auch Windenergie-, Recycling- und Beleuchtungslösungen in vielen Anwendungsgebieten. Durch Haldor Topsoe konnte dieses Angebot nun um Katalysatoren- und Prozesstechnik erweitert werden. Weltweit ist Ferrostaal in rund 40 Ländern vertreten und leistet mit seinen 2.700 Mitarbeitern maßgeschneiderte Projekte im Industrie- und Finanzierungssektor.

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