E10 als Schnäppchen
Skeptische Autofahrer sollen mit Preissenkungen an die neue Benzinsorte herangeführt werden.
Hamburg/München. Der Mineralölkonzern Esso senkt an einigen Tankstellen testweise die Preise für den ungeliebten Biosprit E10. „Wir haben uns auf dem Benzingipfel zwar verpflichtet, alles zu tun, um die Akzeptanz für E10 zu steigern, aber leider hatten wir mit unserer Aufklärungsarbeit keinen Erfolg“, sagte eine Esso-Sprecherin der „Bild“-Zeitung. „Jetzt senken wir an manchen Tankstellen testweise die Preise für E10.“ Der Auto Club Europa reagierte verärgert. „Tankkunden werden als Testobjekte mißbraucht“, sagte ein Sprecher der Zeitung. „Man will sehen, wo ihre Schmerzgrenze liegt.“
Rund 85 Prozent lehnten den Kraftstoff kategorisch ab, berichtete der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Studie des ADAC. Fast 40 Prozent der Autofahrer gaben darin an, sie seien nicht vom Nutzen für die Umwelt überzeugt. Rund 36 Prozent äußerten die Sorge, das Auto könne Schaden nehmen. Knapp 10 Prozent befürchteten, der Kraftstoffverbrauch werde durch E10 steigen.
Der ADAC hatte die Mineralölkonzerne zuvor angesichts des schwachen E10-Absatzes aufgefordert, herkömmlichen Superkraftstoff wieder zu billigeren Preisen anzubieten. Diese Forderung stieß beim Mineralölwirtschaftsverband (MWV) auf große Empörung. „Der ADAC versetzt E10 damit den Todesstoß“, sagte eine Sprecherin. Vor knapp zwei Wochen hatten sich Bundesregierung, Wirtschaft und Verbände bei einem Benzingipfel darauf geeinigt, E10 gemeinsam an der Zapfsäule durchzusetzen. Knapp zehn Prozent der deutschen Autos vertragen die neue Sorte mit zehn Prozent Alkoholanteil (Bioethanol) allerdings nicht.
Der ADAC hatte auch angekündigt, Tankstellenbetreiber anzuzeigen, wenn sie nach der Einführung von E10 überhaupt kein herkömmliches Super E5 mehr zur Verfügung stellen. Laut ADAC wird an einigen Tankstellen nur noch Super Plus als Alternative angeboten.