EADS: Enders’ Kampf an die Spitze
Der deutsche Airbus-Chef (53) leitet ab Juni den europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS.
Paris. Er gilt als knallharter Manager, der strategisch denkt und sich gegen zu viel staatliche Einflussnahme zur Wehr setzt: Der deutsche Airbus-Chef Tom Enders, der nun an die Spitze des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS rücken soll, hat auch um diese neue Führung unnachgiebig gekämpft. Zwar blockierte die französische Regierung zeitweise seine Nominierung, weil sie ein deutsches Übergewicht durch Enders’ Pläne befürchtete. Doch am Ende setzte der 53-Jährige offenbar seinen Willen durch.
Bis Juni hat der bisherige Airbus-Chef noch Zeit, sich auf die Übernahme des Amtes von Louis Gallois vorzubereiten.
Der Fallschirmjäger stieg bis zum Major der Reserve auf, was ihm bei EADS den Spitznamen „Major Tom“ einbrachte. Er gilt mitunter als hemdsärmelig und legt auch schon mal den Nadelstreifenanzug ab, um demonstrativ die Zuverlässigkeit des neuen Airbus-Militärtransporters durch einen Fallschirmsprung zu dokumentieren. An ähnliche Anekdoten des sportlichen Top-Managers mit großer Begeisterung für die Luftfahrt mangelt es nicht.
Der vierfache Familienvater Enders spricht aus persönlicher Erfahrung, wenn er darüber redet, wie man sich unermüdlich an die Spitze kämpft: Der Älteste von vier Brüdern wuchs im Westerwald als Sohn eines Schäfers auf. Zuhause musste er von klein auf mithelfen und hart anpacken. Dank einer Lehrerin, die seine Begabung erkannte, kam er aufs Gymnasium.
Später studierte er Politik, Volkswirtschaft und Geschichte, 1987 erhielt er den Doktortitel. Zunächst arbeitete er als Sicherheitsexperte in der Politik, anfangs bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, später für den Planungsstab des Verteidigungsministeriums. Zur Industrie kam Enders erst 1991, als er zur Deutschen Aerospace (Dasa) wechselte. Auch dort legte er eine steile Karriere hin, war am Ende Chef der Unternehmensentwicklung und dadurch bis 1999 an den Verhandlungen beteiligt, die zur Gründung der europäischen EADS führten. Ab 2000 leitete er dort die Sparte Rüstung. Einige Jahre später stieg er in die damals bestehende EADS-Doppelspitze als Co-Vorstandschef auf.