Einzelhandel tritt auf der Stelle: Online boomt
Berlin/Wiesbaden (dpa) - Das schwache Weihnachtsgeschäft drückt die Jahresbilanz des deutschen Einzelhandels nach unten.
Denn der Rückschlag im Dezember war überraschend deutlich: In die Kassen der Händler floss preisbereinigt (real) 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.
„Anscheinend geben die Verbraucher ihr Geld anderswo aus als in den Geschäften, die in die amtliche Statistik einfließen“, sagte Volkswirt Christian Schulz von der Berenberg Bank. Ökonomen hatten mit einem Anstieg um 1,9 Prozent gerechnet. Auch nominal verschlechterte sich das Dezembergeschäft um 1,4 Prozent.
Der Handelsverband HDE zeigte sich enttäuscht: Im Weihnachtsgeschäft im November und Dezember machte der Handel nach HDE-Angaben mit 79,8 Milliarden Euro gerade einmal 0,3 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr.
Auf das Gesamtjahr 2013 blickt der Verband mit gemischten Gefühlen - magere 1,1 Prozent mehr als 2012 nahmen die Händler ein. „Es gab einen positiven Verlauf, aber es hätte mehr passieren können“, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
Rechnet man Preissteigerungen heraus, ging der reale Umsatz nach HDE-Angaben sogar um 0,4 Prozent zurück. Das Statistische Bundesamt berechnete für 2013 ein reales Plus von 0,1 Prozent, nominal nahmen die Einzelhändler demnach 1,4 Prozent mehr ein. Für ihre Zahlen haben HDE und Bundesamt etwas unterschiedliche Berechnungsgrundlagen.
Nach den Daten der Behörde schloss die Branche das Jahr damit zum vierten Mal in Folge mit einem realen Plus ab. Dennoch überrascht das karge Jahresergebnis - denn eigentlich hatte alles für bessere Geschäfte im Handel gesprochen. Der Arbeitsmarkt ist robust, die Menschen hoffen auf eine bessere Konjunktur und steigende Einkommen, und die Sparneigung geht aufgrund der Mini-Zinsen spürbar zurück.
HDE-Hauptgeschäftsführer Genth erklärt sich die Zurückhaltung der Kunden mit Mehrausgaben der Haushalte für Strom, Mieten und Gesundheit, aber auch mit einem eher gesättigten Markt. „Die Kleiderschränke sind voll“, sagte er. Zum Teil hätten die Deutschen auch andere Vorlieben: Am Reisen wollten sie zum Beispiel nicht sparen. Und das Weihnachtsgeschäft mit Winterwaren - vor allem Textilien - habe vor allem im Dezember das milde Wetter verdorben.
Für 2014 erwartet der Verband nun ein nominales Plus von 1,5 Prozent, real werde das Vorjahresergebnis aber „bestenfalls leicht übertroffen“.
Zu den Verlierern gehörten 2013 Einzelhändler, die Uhren und Schmuck, Blumen, Spielwaren oder Bücher verkauften. Gewinner gab es auch: Für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel war 2013 das beste Jahr seit 2008, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit. Der Wettbewerb im Lebensmittelhandel werde sich allerdings weiter verschärfen.
Noch besser entwickelte sich das Geschäft der Versand- und Internethändler. Mit einem Plus von sieben Prozent erwirtschaftete das Onlinegeschäft rund 33,1 Milliarden Euro des Gesamtumsatzes im Handel von 433,2 Milliarden Euro - Tendenz steigend.
Um den stationären Handel zu beleben, fordert der HDE unter anderem flexiblere Ladenöffnungszeiten und ein Nachdenken über die Höhe der Gewerbesteuer - vor allem in Regionen, in denen immer mehr Läden schließen.