Energiekosten belasten Verbraucher so stark wie nie
Rohöl- und Gaspreise sind zwar gesunken. Doch höherer Verbrauch und teurer Strom führen zu Mehrausgaben.
Hamburg. Die Bundesbürger haben sich daran gewöhnt, dass sie Jahr für Jahr einen größeren Teil ihres Budgets für Energie ausgeben müssen. Egal ob Heizöl oder Erdgas, Benzin oder Diesel, Strom oder Fernwärme — die Endpreise für Energie in jeder Form sind in den vergangenen zehn Jahren stärker gestiegen als die allgemeinen Kosten der Lebenshaltung.
Rohöl etwa verteuerte sich von 2002 bis 2012 von 24 auf 110 Dollar pro Barrel (159 Liter); in Euro gerechnet verdreifachte sich der Preis. Heizöl kostete 90 Euro für 100 Liter statt 35, der Strompreis hat sich fast verdoppelt. 2011 — neuere Daten liegen nicht vor — gaben die privaten Haushalte 108 Milliarden Euro für Energie aus, rund 25 Milliarden mehr als noch zehn Jahre zuvor.
Doch in diesem Jahr gönnen die Märkte den Verbrauchern eine Pause beim Anstieg auf immer neue Preisgipfel. Der Preis für Rohöl, ein Ankerpreis der Energiemärkte, lag seit Jahresbeginn für ein Fass der Nordsee-Sorte Brent meistens in einer relativ engen Bandbreite zwischen 100 und 110 Dollar. Ähnliches gilt für Gas.
Gleichzeitig hat sich der Kurs von Euro zu Dollar im Bereich um die 1,30 Dollar stabilisiert, oft auch darüber. „Damit gibt es auf den Märkten für die Endverbraucher keinen Grund für steigende Preise“, sagt Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst EID. Heizöl etwa kostete in diesem Jahr fast durchgängig weniger als 2012, dem teuersten Heizöl-Jahr aller Zeiten. Der Unterschied ist jedoch nicht groß; im Durchschnitt dieses Jahres und aktuell kosten 100 Liter Heizöl 86 Euro und damit vier Euro weniger als im Durchschnitt des Vorjahres.
Dennoch werden die Bundesbürger in diesem Jahr wohl mehr Geld für Energie ausgeben müssen als im Vorjahr. Das Frühjahr war sehr kalt und die Heizungen liefen bis in den Mai auf Hochtouren. Beim Erdgasverbrauch gab es ein Plus von mehr als zehn Prozent. Heizöl verzeichnete sogar ein Absatzplus um 17 Prozent. „Der Heizölverbraucher muss 2013 mit Rekordkosten rechnen, da der etwas niedrigere Preis durch den höheren Verbrauch überkompensiert wird“, sagt Energieexperte Steffen Bukold.
Zum anderen sind die Strompreise für Endverbraucher im ersten Halbjahr um zwölf Prozent gestiegen. Das liegt weniger am Markt als mehr an der Politik, weil der Ausbau der erneuerbaren Energien wesentlich über den Strompreis finanziert wird. Im Energiebudget der Haushalte ist Strom nicht der größte Kostenblock; für Heizung und Kraftstoffe müssen sie deutlich mehr aufbringen. Aber der Anstieg, der sich unter den geltenden Rahmenbedingungen fortsetzen wird, belastet die Bürger spürbar.
Im Durchschnitt gibt ein Haushalt geschätzte 3000 Euro im Jahr für Energie aus, für Licht und Wärme, zum Kochen und Autofahren. So wie das Jahr bislang gelaufen ist, können die Haushalte noch mal einen oder zwei Hunderter drauflegen.