Eon: „Kein Lastesel der Energiewende“
Eon-Chef Johannes Teyssen will sich nicht zwingen lassen, die für eine stabile Stromversorgung wichtigen Gaskraftwerke mit Verlust zu betreiben.
Düsseldorf. Er macht einen entspannten Eindruck, hat auch allen Grund dazu, als er bei der Bilanz-Pressekonferenz in Düsseldorf vor die Journalisten tritt: Johannes Teyssen, Chef des größten deutschen Energieversorgers, kann nicht nur gegenüber dem Vorjahr verbesserte Zahlen präsentieren (s. Grafik). Auch persönlich läuft es für den 53-Jährigen bestens. Am Vortag hatte der Aufsichtsrat seinen Vertrag um fünf Jahre verlängert.
Aufgrund der positiven Unternehmenszahlen erhöhte sich auch seine Gesamtvergütung von gut 4,5 Millionen (2011) auf mehr als 5,7 Millionen Euro. Auch andere profitieren: Die Dividende soll auf 1,10 Euro (Vorjahr: ein Euro) steigen. Im laufenden Jahr rechnet Eon allerdings mit einem Gewinnrückgang. Tariflich beschäftigte Mitarbeiter sollen an der positiven Geschäftsentwicklung beteiligt werden. Die Höhe blieb offen. Auch sind längst nicht mehr so viele an Bord: Die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland sank von 35 133 (2011) auf 31 548.
Teyssen ist indes nicht nur entspannt, er argumentiert leidenschaftlich, wenn es um die mit Unwägbarkeiten verbundene Energiewende geht. Angesprochen auf politische Risiken, die ein Engagement von Eon in Brasilien bergen, kontert er: „Das höchste politische Risiko für diese Branche ist hier in Deutschland.“
Der Atomausstieg, der Eon 2011 noch einen Milliardenverlust beschert hatte, wirkt weiter nach. In Bezug auf die von Eon betriebenen Gaskraftwerke, die auch bei einer vorangetriebenen Umstellung auf regenerative Energien in Zeiten benötigt werden, wenn Sonne und Wind zur Stromerzeugung nicht ausreichen. Diese Gaskraftwerke seien mangels Profitabilität von Schließung bedroht. Eon werde sich nicht zwingen lassen, sie mit Verlust weiterzubetreiben: „Wir sind keine Spielverderber, aber eben auch nicht der Lastesel der Energiewende“, schimpft Teyssen. Es könne nicht sein, dass Jahr für Jahr mehr für die Erneuerbaren Energien aufgewendet werde, die Betreiber aber mit den Kosten für systemrelevante Kraftwerke allein gelassen und zum unwirtschaftlichen Betrieb gezwungen würden.
Ob Teyssen mit der Forderung, dass der Staat dem Konzern bei der Aufrechterhaltung systemisch benötigter Anlagen unter die Arme greifen soll, durchdringt, ist fraglich. Auch wenn dies aus Sicht des Konzerns eine nachvollziehbare Forderung ist, kann sich dies aus Perspektive der Politik und der von ihr vertretenen Bürger freilich anders darstellen: als weitere Kostensteigerung der Energiewende.
Eine Energiewende, die übrigens auch Eon mit Windparks in Europa und Amerika mitgeht. „Unsere Erneuerbaren-Flotte trägt bereits signifikant zum Konzernergebnis bei“, sagt Teyssen. Hier investiere Eon jährlich rund 1,5 Milliarden Euro. Auch werde der Ausbau des Geschäftsfeldes Dezentrale Erzeugung, etwa durch Blockheizkraftwerke, vorangetrieben.