Eon-Kraftwerk in Datteln bekommt neue Genehmigungschance
Essen/Datteln (dpa) - Das wegen Planungsmängeln gerichtlich gestoppte Großkraftwerk in Datteln bekommt eine neue Genehmigungschance.
Der zuständige Regionalverband Ruhr beschloss dazu am Freitag mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP eine Änderung des Regionalplanes. Grüne und Linke stimmten dagegen.
Jetzt ist die Stadt Datteln am Zug, die einen neuen Bebauungsplan vorlegen muss. Das Steinkohle-Kraftwerk ist mit 1100 Megawatt und einem 180 Meter hohen Kühlturm eines der größten in Europa. Der Betreiber Eon hatte es mit rund einer Milliarde Euro Investitionen bereits zu 80 Prozent fertig gebaut.
Dann drohte es zur Investitionsruine zu werden. Jetzt steht ein neues, Jahre dauerndes Verfahren wahrscheinlich mit weiteren Klagen bevor. Eon begrüßte die Entscheidung. Der Block verfüge über eine hohen Wirkungsgrad und werde wesentlich ineffizientere Kraftwerke ersetzen.
Energiepolitisch ist das Kraftwerk wichtig, da dort rund ein Viertel des gesamten deutschen Bahnstroms erzeugt wird. Bahnstrom hat eine besondere Frequenz und kann ohne erhebliche technische Vorkehrungen nicht in anderen Kraftwerken erzeugt werden.
Eon hatte das Kraftwerk entgegen einer früheren Planung direkt am Dortmund-Ems-Kanal gebaut, was die Kohlebelieferung deutlich erleichtert. Dabei wich der Großkonzern aber rund fünf Kilometer vom landesplanerisch genehmigten Standort ab. Das führte zu Protesten.
Der Standort liegt nahe an einer Wohnsiedlung und gefährdet aus Sicht der Kritiker mit seinen Emissionen unter anderem eine große Kinderklinik und ein nahe gelegenes Waldgebiet.
Wegen der Abweichung vom Landesentwicklungsplan hatte das Oberverwaltungsgericht Münster 2009 auf die Klage eines Bauern aus der Nachbarschaft den Bebauungsplan und damit das Projekt gestoppt. Später verhängte die Aufsichtsbehörde auch noch einen Baustopp.
Einer Neuaufnahme des Genehmigungsprozesses mit einem sogenannten Zielabweichungsverfahren hatte das Land schon vergangene Woche zugestimmt. Weitere Klagen gelten als sicher, sobald der neue Bebauungsplan der Stadt vorliegt. Der Plan umfasst über 20 Ordner und mit allen Anhängen tausende Seiten. Ein kritischer Punkt dürfte auch in der weiteren Auseinandersetzung der Abstand des Kraftwerks von der Wohnbebauung sein.