Eon weiter in der Talsohle
Essen (dpa) - Deutschlands größter Energieversorger Eon steckt weiter in der Talsohle und die Aktionäre verlieren langsam die Geduld. „In der Stromerzeugung in Europa ist die Situation nach wie vor kritisch.
Besserung ist nicht in Sicht“, sagte Firmenchef Johannes Teyssen am Mittwoch bei der Hauptversammlung des Konzerns in Essen. 2014 sei kein Umbruch zu erwarten, für 2015 wollte Teyssen trotz Nachfragen von Aktionären weiter keine Prognose abgeben. Mehrere Aktionäre reagierten mit Unmut. „Die Bezüge des Vorstandes sind um weniger als 25 Prozent gefallen, unsere Dividende dagegen um fast 40 Prozent“, empörte sich etwa ein Aktionär. Das sei ein „Höhepunkt an Abkassiererei für schlechte Leistung“.
Der Firmenchef musste sich angesichts der Ukraine-Krise auch wegen der milliardenschweren Eon-Investitionen in Russland viel Kritik anhören. „Warum gehen wir in Länder, wo die Freiheit bedroht ist“, fragte ein Aktionär. Anlegervertreter Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment kritisierte „geballte Konjunktur-,
Korruptions- und Währungsrisiken“ bei den außereuropäischen Märkten und forderte: „Keine Experimente mehr.“
„Wir arbeiten weiterhin gut mit unseren russischen Partnern, Kunden und Mitarbeitern zusammen“, betonte dagegen Teyssen. Zwar habe der niedrige Wechselkurs des Rubels das Ergebnis des russischen Stromgeschäfts in Euro um sechs Prozent fallen lassen. Eon habe aber trotzdem 2013 sieben Prozent seines operativen Ergebnisses in Russland erzielt. Für 2015 rechnet Teyssen mit Steigerungen. Das Unternehmen hat in der Region seit 2007 mehr als sechs Milliarden Euro investiert, das Geld ging vorwiegend in neue Kraftwerke. Während der Essener RWE-Konzern seit Anfang April Gas gen Osten liefert, hielt sich Eon bisher zu dem Thema bedeckt.
Außer Russland hat der Konzern auch Brasilien und die Türkei zu seinen Wachstumsmärkten auserkoren, vor allem in Brasilien gibt es aber Probleme. Bei Eons Partner beim Einstieg in Brasilien, der Batista-Gruppe, kam es zu einem „spektakulären Zusammenbruch“, wie Teyssen sagte, die Verunsicherungen wirkten bis heute nach. In ein Gemeinschaftsunternehmen musste Eon mit etwa einer Milliarde Euro deutlich mehr Geld stecken als zunächst geplant. Nun sei ein Sanierungskonzept für den brasilianischen Partner nötig. „Wir hoffen, dass die Bemühungen erfolgreich sind“, so Teyssen. Eon habe in Brasilien mit der Batista-Gruppe „aufs falsche Pferd“ gesetzt, sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW.
In Europa hat Eon bereits für ein Viertel der konventionellen Kraftwerke die Stilllegung beschlossen. Die Ausschüttung an die Aktionäre soll von 1,10 Euro auf 60 Cent zurückgehen. Vor dem Hintergrund fallender Börsenstrom-Preise und einer niedrigen Auslastung der fossilen Kraftwerke erwartet Eon nach einem drastischen Gewinneinbruch im vergangenen Jahr auch 2014 weitere Rückgänge beim Ergebnis. Eon bestätigte bei der Hauptversammlung die Prognose eines bereinigten Gewinns von 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro - 2013 hatte sich der Gewinn bereits auf 2,2 Milliarden Euro fast halbiert.