Europas Automarkt tritt auf der Stelle
Brüssel/Berlin (dpa) - Rückschlag auf Europas Automarkt: Nachdem in der Europäischen Union im Juli noch fünf Prozent mehr Neuwagen zugelassen wurden als im Vorjahr, gingen die Neuzulassungen im August wieder um fünf Prozent zurück.
Damit ist die erhoffte Trendwende am seit Jahren kriselnden Automarkt Europa erneut verschoben. Der deutsche Automobilverband VDA sieht immerhin die „Tendenz der Stabilisierung“. Als traditionell schwacher Monat habe der August nur wenig Einfluss auf das Gesamtjahr. Ähnlich hatten sich auch die Manager der deutschen Hersteller auf der Automesse IAA geäußert.
So hatte VW-Chef Martin Winterkorn gesagt: „Wir erwarten eine gewisse Stabilisierung in Europa und hoffen, dass der Tiefpunkt erreicht ist.“ Einen rasanten Aufschwung erwarten die Autobosse nicht.
Insgesamt wurden im Juli in der EU 982 544 Fahrzeuge abgesetzt, im August waren es nur noch 653 872 Stück, wie der Branchenverband Acea am Dienstag in Brüssel mitteilte. Allerdings hatte der August auch einen Arbeitstag weniger als der Vorjahresmonat.
Der deutsche Markt verlor 5,5 Prozent. In Italien ging der Absatz um 6,6 Prozent zurück, in Frankreich um 10,5 Prozent, in Spanien um über 18 Prozent. Deutlich zulegen konnten der britische Pkw-Markt mit plus 11 Prozent sowie der Absatz in den Krisenländern Portugal (+13 Prozent) und Irland (+20 Prozent).
Zu den Verlierern in der EU gehörte im August auch die Marke Volkswagen (-17,3 Prozent). Hingegen schlug sich Opel (-3,4 Prozent) besser als der Markt, Mercedes lag mit 8,9 Prozent im Plus und BMW verkaufte in der EU sogar 9,5 Prozent mehr Autos als im Vorjahr.
„Die schwachen August-Zahlen zeigen, dass der europäische Automarkt von einer Erholung noch weit entfernt ist“, sagte Peter Fuß, Partner bei EY (Ernst & Young), am Dienstag in Stuttgart. Das laufende Jahr werde einen neuen Negativrekord markieren: „Und 2014 dürfte es zwar zu einer Stabilisierung auf dem inzwischen erreichten niedrigen Niveau kommen, eine echte Trendwende wird aber weiter auf sich warten lassen.“
Europa bleibe für die Autobranche mittelfristig eine Krisenregion, in der sich kaum noch profitables Wachstum erzielen lasse.
Für Dynamik sorgen derzeit vor allem die USA und China. In den USA erhöhte sich die Auto-Nachfrage im August um 17 Prozent, in China stieg der Absatz um mehr als 16 Prozent, berichtete der VDA: „Damit knackten beide bis August jeweils die 10-Millionen-Marke.“ Während in Indien wieder mehr (+4,5 Prozent) Autos verkauft wurden, entwickelt sich das Geschäft in Brasilien (-22,8 Prozent) und Russland (-10,5 Prozent) erneut schwach.