Ex-Deutsche-Bank-Chef Breuer muss vor Gericht
München (dpa) - Nach fast eineinhalb Jahren Wartezeit muss Ex-Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer als Angeklagter vor Gericht. Im seit Jahren dauernden Streit um die Milliardenpleite des einstigen Medienzars Leo Kirch wirft die Staatsanwaltschaft München dem Manager versuchten Prozessbetrug vor.
Die Anklage hatte die Staatsanwaltschaft München I bereits im November 2009 erhoben. Nun hat das Landgericht die Klage zugelassen, sagte eine Sprecherin am Donnerstag und bestätigte einen Bericht des „Manager Magazins“. Ein Termin für das Verfahren steht allerdings noch nicht fest, sagte die Sprecherin.
Das Verfahren hatte sich in den vergangenen eineinhalb Jahren verzögert, da das Gericht Nachermittlungen gefordert hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft Breuer vor, 2003 in einem Schadenersatzprozess vor dem Oberlandesgericht München, den Kirch gegen die Deutsche Bank und Breuer führte, die Unwahrheit gesagt zu haben. Breuer hatte vor Gericht gesagt, seine in einem Interview geäußerten Zweifel an der Kreditwürdigkeit Kirchs basierten ausschließlich auf Medienberichten. Bereits bei Anklageerhebung hatten Breuers Anwalt und die Bank die Vorwürfe zurückgewiesen.
Kirch streitet seit Jahren in Zivilverfahren um Schadenersatz, weil er Breuer und der Bank vorwirft, die Pleite verursacht zu haben. Die erbitterte Auseinandersetzung dreht sich um die Vorgänge rund um den Untergang von Kirchs Firmengruppe im Jahr 2002. Derzeit läuft vor dem Oberlandesgericht München ein Zivilverfahren um Schadenersatz in Milliardenhöhe, zu dessen Auftakt Breuer aussagte. Am Freitag nächster Woche wird auch Leo Kirch dort als Zeuge erwartet. Der 84-Jährige hat bereits zwei Termine wegen Krankheit versäumt.
Kirch wirft Breuer vor, als Bankchef wenige Monate vor der Pleite in einem Interview die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt zu haben. Nach dem Interview hätten die Banken Kirch kein Geld mehr gegeben. Breuer bedauerte zuletzt seine neun Jahre zurückliegenden Interview-Äußerungen. Seine Antworten seien ein „Unfall“ gewesen, den er nicht wiederholen würde, sagte Breuer. Dass es einen Zusammenhang zwischen dem Interview und der spektakulären Milliardenpleite Kirchs gebe, wies Breuer zurück. „Was ich gesagt habe, war die Wahrheit und allgemein bekannt“, sagte Breuer, der im November 74 Jahre alt wird.