Export befeuert deutschen Konjunkturmotor
Frankfurt/Main (dpa) - Die deutsche Konjunktur brummt unaufhaltsam. Der überraschend starke Zwischenspurt der Exporte auf neue Bestmarken befeuert den Aufschwung - auch wenn steigende Preise an den Tankstellen und im Supermarkt den Konsum bremsen.
„Wir erwarten nun einen Riesenwachstumsbeitrag des Exports. Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte damit im ersten Quartal um mehr als ein Prozent gewachsen sein“, sagt Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. Auch der Bau dürfte sich nach dem wetterbedingten Einbruch zum Jahresende sehr stark entwickelt haben. An diesem Freitag (13.5.) legt das Statistische Bundesamt Zahlen für die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) vor.
Die Ausfuhren zogen im März auf Monatssicht um 7,3 Prozent an und erreichten mit 98,3 Milliarden Euro einen Rekordwert. „Die Marke „Made in Germany“ ist im Ausland äußerst beliebt“, lobt Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Tatsächlich: Ob Autohersteller, Elektroindustrie oder Maschinenbauer, von A wie Auto bis Z wie Zahnrad vermelden die großen deutschen Industriezweige volle Auftragsbücher.
„Deutschland ist im Aufschwung: Die Unternehmen verdienen prächtig, die Umsätze steigen“, sagt Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud. Sie warnt aber vor Stolpersteinen: „Durch die dreifache Katastrophe in Japan wird die Lieferkette im zweiten Quartal temporär beeinträchtigt.“
Erschwert wird die Planung für viele Unternehmen wegen der Turbulenzen an den Devisenmärkten und der jüngsten Rallye bei den Rohstoffpreisen. Der weltweit tätige Hanauer Edelmetallkonzern Heraeus tritt daher trotz Rekordzahlen 2010 auf die Euphoriebremse.
Anton Börner, Präsident des Außenhandelverbandes BGA, betont indes: „Der deutsche Außenhandel brummt trotz mancher Risikofaktoren. Mit den neuen Rekorden hat der Außenhandel die Krise nun endlich hinter sich gelassen und knüpft an die Entwicklungen davor an.“
Entwarnung gibt es jedoch nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinswende eingeläutet, während die Fed in den USA noch kräftig extrem billiges Geld in die Märkte pumpt. Das stärkt den Euro und verteuert Waren aus Deutschland im Wettbewerb mit dem US-Dollar - allerdings mit zeitlicher Verschiebung von einigen Monaten.
Gegenwind bekommt der Euro aktuell auch wieder aus Griechenland. Ein Ende der Staatsschuldenkrise ist nicht absehbar, selbst über einen Austritt der Griechen aus dem Euroraum wird spekuliert. Die explosive Lage in Libyen und Syrien und könnte zudem die Ölpreise weiter in die Höhe treiben. „Darüber hinaus belasten die steigenden Importpreise die Unternehmen gewaltig, mit der Folge eines stark zunehmenden Inflationsdrucks“, erklärt BGA-Präsident Börner.
Auch die Ende 2010 ausgerufene neue Kauflaust der Verbraucher ist längst wieder verpufft. „Die hohen Energie- und Rohstoffpreise, insbesondere der teure Sprit, dämpfen den privaten Konsum“, sagt Bargel. Die Ausgaben der Haushalte könnten somit zum Wermutstropfen des deutschen Aufschwungs werden - obwohl die Lage am Arbeitsmarkt so gut ist wie lange nicht. Selbst der oft beschworene Fachkräftemangel lähmt die Unternehmen bislang nicht, wie eine Studie der KfW für den als Rückgrat der deutschen Wirtschaft geltenden Mittelstand ergab.
„Die deutsche Wirtschaft powert weiter“, urteilt Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank - wenn auch nach dem sehr starken ersten Quartal nicht mehr mit Volldampf. Er gehe dennoch von einem BIP-Wachstum von mindestens 2,8 Prozent für 2011 aus.
Noch optimistischer sind Analysten der Commerzbank. Die Exporte hätten merklich zum Wachstum der deutschen Wirtschaft zum Jahresauftakt beigetragen: „Wir fühlen uns daher weiterhin sehr wohl mit unserer Prognose, dass die deutsche Wirtschaft 2011 um 3,0 Prozent wachsen wird.“
Damit dürfte Deutschland Europas Konjunkturlokomotive bleiben - und Nachbarländer mitziehen. „Ein starkes Deutschland ist gut für Europa“, betont Schmieding. Das gelte vor allem für Frankreich, aber auch die Exporteure aus den europäischen Krisenländern profitierten zunehmend von der deutschen Nachfrage. Die Konjunkturdaten für die EU und die Eurozone werden ebenfalls an diesem Freitag veröffentlicht.