EZB-Bankenaufsicht kündigt neuen Stresstest an

Frankfurt (dpa) - Europas Großbanken müssen sich im kommenden Jahr einem neuen Stresstest unterziehen. Das kündigte die Chefin der europäischen Bankenaufsicht, Danièle Nouy, in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ an.

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„Einen allgemeinen, öffentlichen Stresstest wird es kommendes Jahr wieder geben. Aber dies kann weniger als die 123 Banken betreffen, die wir direkt beaufsichtigen“, sagte Nouy der Zeitung. Gleichzeitig gebe es ständig kleinere, gezielte Tests mit Blick auf bestimmte Risiken. „Immer wenn wir den Banken die Frage „Was wäre, wenn...?“ stellen, ist das eine Art Stresstest“, sagte die oberste Bankaufseherin bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Zu den griechischen Banken sagte Nouy, diese Institute seien solvent. „Die griechischen Aufseher haben in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet, um den Finanzsektor zu rekapitalisieren und zu restrukturieren“, betonte sie. Schwierige Phasen habe es für Griechenlands Geldhäuser bereits in der Vergangenheit gegeben. „Aber nie zuvor waren sie so gut dafür gerüstet.“

Die Banken-Aufsicht unter dem Dach der EZB in Frankfurt überwacht die wichtigsten Geldhäuser in den 19 Ländern des Euroraums. Kleinere Institute unterliegen der jeweiligen nationalen Aufsicht. Europäische Banken in Ländern ohne den Euro werden zudem von der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) in London kontrolliert. Regelmäßige Krisentests sollen zeigen, ob Banken auch unter widrigen Umständen ausreichend Kapital haben, um ihr Geschäft fortzuführen.

Auch die EBA plant den nächsten Stresstest für das kommende Jahr. 2015 sei das nicht vorgesehen, hatte die Behörde bereits im März mitgeteilt. Die Kapitalausstattung der Geldhäuser habe sich nach dem im letzten Jahr durchgeführten Bankenstresstests verbessert, begründete die Aufsicht ihre Entscheidung.

Im vergangenen Herbst waren beim Stresstest der EZB 25 von 130 untersuchten Instituten im Euroraum zum Stichtag 31. Dezember 2013 durchgefallen, darunter als einziges deutsches Haus die Münchener Hypothekenbank. Diese und elf weitere Geldhäuser hatten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse aber schon nachgebessert und ihre Risikopuffer gestärkt.

Die EZB verlangte von 13 Instituten Pläne, wie sie ihre Kapitallücken schließen wollen, um auch für wirtschaftlich schlechte Zeiten gewappnet zu sein. Für das Stopfen der Kapitallöcher gaben ihnen die Aufseher neun Monate Zeit. In Griechenland mussten die Eurobank und die National Bank of Greece nachbessern.

Die griechischen Banken leiden in der akuten Schuldenkrise des Landes unter einer massiven Kapitalflucht und sind von Notkrediten ihrer nationalen Notenbank abhängig, die die EZB für gesunde Banken genehmigt. Kritiker hatten immer wieder vor Interessenskonflikten zwischen Geldpolitik und Bankaufsicht unter einem Dach gewarnt. Dazu sagte Nouy der „Welt am Sonntag“: „Wenn es um geldpolitische Entscheidungen wie Notfallkredite geht, muss der EZB-Rat entscheiden, welche Banken er als solvent einstuft. Wir machen unabhängig davon unsere eigene Prüfung.“ Zur Frage, was passieren würde, wenn Bankenaufsicht und Geldpolitik die Frage der Solvenz griechischer Banken unterschiedlich beurteilen würden, sagte die Aufseherin: „Das ist eine hypothetische Frage, die ich nicht beantworte.“