EZB-Chef Draghi verteidigt Niedrigzinspolitik
Frankfurt/Main (dpa) - EZB-Präsident Mario Draghi hat die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verteidigt.
„In ihren Beratungen und Entscheidungen sind die Mitglieder des EZB-Rats weder Deutsche, noch Franzosen, noch Spanier, noch Italiener, sondern sie agieren als Europäer nach Maßgabe eines europäischen Mandats“, sagte Draghi am Freitag auf dem Frankfurt European Banking Congress. Insbesondere die jüngste EZB-Zinssenkung vor gut zwei Wochen hatte massive Kritik vor allem aus Deutschland nach sich gezogen.
Für Sorgen, die Minizinsen der Notenbank ließen die Ersparnisse dahinschmelzen, brachte der EZB-Chef zwar grundsätzlich Verständnis auf. Allerdings sei der Leitzins von gegenwärtig 0,25 Prozent eine Reaktion auf die schwache Wirtschaftsentwicklung im Währungsraum. „Würden wir die Zinsen anheben, würden wir die Wirtschaft zusätzlich belasten; die Menschen würden ihre Arbeit verlieren, und dann würden ihre Ersparnisse über längere Zeit geringer sein.“
Auch räumte Draghi ein, dass ein geringes Zinsniveau mit der Zeit die Finanzstabilität bedrohen könne. Die EZB sehe zurzeit aber keine Hinweise auf derartige Entwicklungen. Sollten vereinzelt Risiken entstehen, sei es Aufgabe der nationalen Aufsichtsbehörden, dagegen vorzugehen. Derzeit steigen etwa die Preise am deutschen Immobilienmarkt kräftig, allerdings nach einer langen Phase der Stagnation.