EZB-Direktor Coeuré: Sind nicht mehr im Notfallmodus
Frankfurt/Main (dpa) - Europas Währungshüter machen vorsichtige Hoffnung auf ein Ende der Dauerkrise im Euroraum.
„Wir sind nicht mehr im Notfallmodus“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré am Dienstag bei einem Symposium in Frankfurt. „Die Erholung ist da, aber sie ist noch schwach.“ Noch sei die Krise nicht vorüber.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag ihren Krisenkurs verschärft und den Leitzins auf das Rekordtief von 0,15 Prozent gesenkt.
Außerdem müssen Banken erstmals 0,10 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, statt Kredite zu vergeben. Zugleich wollen die Währungshüter mit neuen Milliardenspritzen für das Bankensystem die Kreditvergabe vor allem in den südlichen Euroländern ankurbeln.
Coeuré verteidigte das beispiellose Notpaket gegen anhaltende Kritik vor allem aus Deutschland. Die EZB bewege sich „klar innerhalb ihres Mandates“, betonte der Franzose. Zudem habe der Notenbankrat, dem auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann angehört, einstimmig entschieden.
Hauptaufgabe der EZB ist es, für stabile Preise zu sorgen. Dazu wird eine Inflationsrate knapp unter 2,0 Prozent angestrebt. In den vergangenen Monaten lag die Teuerung im Euroraum deutlich darunter.
Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite und Investitionen und können so die Wirtschaft ankurbeln. Das stärkt in der Regel auch den Preisauftrieb. Ökonomen und Politiker aus Deutschland werfen der EZB jedoch vor, Wirtschaftspolitik zugunsten der Krisenländer und zulasten der deutschen Sparer zu machen.
Coeuré bekräftigte am Dienstag die Bereitschaft der EZB, gegebenenfalls auch den Markt für Kreditpakete (ABS) zu unterstützen: „Wir bereiten uns auf diese Entscheidung vor.“