EZB: Japankrise bringt Gefahren für Weltwirtschaft
Frankfurt/Main (dpa) - Die Katastrophe in Japan hat die Unsicherheiten für die Weltwirtschaft nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank erhöht. Schnelle negative Auswirkungen auf den Euroraum sieht die EZB jedoch nicht.
„Es ist schwer, die Folgen der tragischen Ereignisse in Japan vorherzusagen. Für mich hat sich die Situation im Euroraum mit anhaltendem Wirtschaftswachstum und bleibenden Risiken für die Preisstabilität kurzfristig nicht verändert“, sagte EZB-Ratsmitglied Jürgen Stark in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei“.
Mittelfristig könnten neben der Japankrise aber auch die Spannungen in Nordafrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte negativ beeinflussen.
Stark sieht Gefahren vor allem bei den Rohstoffpreisen - zumal Japan Kernenergie durch andere Energiequellen wie Öl oder Erdgas ersetzen könnte: „Das könnte die Rohstoffpreise weltweit anheizen.“ Die Inflationserwartungen im Euroraum seien aber weiter im Zielrahmen der EZB, die die Preisstabilität bei Teuerungsraten knapp unter zwei Prozent gewährt sieht. Damit das so bleibt, wird die EZB voraussichtlich schon im April an der Zinsschraube drehen.
Mit Stark stellte am Dienstag erneut ein EZB-Ratsmitglied diese baldige Zinswende überraschend deutlich in Aussicht. Die Märkte hätten nach den klaren Andeutungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet höhere Leitzinsen bereits eingespeist, sagte Stark: „Wenn wir die Zinsen nun nicht erhöhen würden, könnten die Inflationsraten entsprechend über zwei Prozent ansteigen.“