Fachleute sehen Tiefpunkt für Bauzinsen erreicht

Frankfurt/Main (dpa) - Die Zeit der extrem billigen Finanzierung von Wohneigentum scheint vorüber. Lange haben sinkende Bauzinsen den Kauf des Eigenheims trotz anziehender Immobilienpreise sehr attraktiv gemacht.

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Doch seit dem April ziehen die Zinsen an.

Und Experten der Deutschen Bank rechnen nicht damit, dass Hypotheken bald wieder günstiger werden: „Der Tiefpunkt für Bauzinsen könnte aufgrund der nun wieder höheren Renditen für Bundesanleihen im zweiten Quartal erreicht worden sein.“

Kurzfristig dürften die Zinsen zwar um die aktuelle Rate schwanken, erklärt Michiel Goris, Vorstandschef des Baufinanzierers Interhyp. Zugleich prognostizierte er jedoch: „Wenn mittel- bis langfristig die Konjunktur anzieht und die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen nachlässt, sind steigende Zinsen für Immobilienkredite zu erwarten.“

Im historischen Vergleich ist Baugeld aber trotz des jüngsten Anstiegs immer noch sehr günstig: Außer Anfang 2015 kostete es nie weniger, eine Immobilien zu finanzieren. Nach Angaben der FMH-Finanzberatung fällt bei einer Hypothek mit zehn Jahren Laufzeit aktuell ein Effektivzins von 1,78 Prozent an. Das ist zwar mehr als vor drei Monaten (1,37 Prozent), jedoch viel weniger als vor vier Jahren (3,93 Prozent). Der Effektivzins umfasst neben dem eigentlich vereinbarten Zins unter anderem auch Bearbeitungsgebühren.

Die Ursache für den jüngsten Zinsanstieg sehen Experten im Anleihen-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), die seit März monatlich Wertpapiere im Umfang von 60 Milliarden Euro kauft. „Anders als der Leitzins, der sich nicht direkt auf die langfristigen Zinsen niederschlägt, beeinflusst das laufende EZB-Kaufprogramm die Renditen für Staatsanleihen, an denen sich wiederum die Renditen für Pfandbriefe und die Baufinanzierungszinsen orientieren“, erklärte der Vorstandssprecher des Immobilien-Finanzdienstleisters Dr. Klein & Co., Stephan Gawarecki.

Tatsächlich kletterten die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen von unter 0,2 Prozent im ersten Quartal 2015 auf knapp 0,8 Prozent im Juni, wie die Deutsche Bank vorrechnet: „Vor diesem Hintergrund und dem weiterhin niedrigen Leitzins ist Baugeld - historisch und im Jahresvergleich - immer noch sehr günstig.“

Aus Sicht der LBS verdichten sich aber die Anzeichen, dass eine dauerhafte Zinswende erreicht sein könnte. Dabei spüre der Bauherr schon den jüngsten Zinsanstieg deutlich im Geldbeutel, wie LBS-Sprecher Thorsten Berg betonte: „Jedes Zehntelprozent kostet auf die Kreditlaufzeit gerechnet viel Geld.“

Allein der Anstieg um 0,3 Prozentpunkte von April auf Mai summiere sich bei einem Darlehen über 200 000 Euro und einer jährlichen Tilgung von drei Prozent auf knapp 50 Euro im Monat. Bis zum Ende der Zinsbindung kommen so rund 6000 Euro an Mehrbelastung zusammen.