Fallende Ölpreise lassen ZEW-Konjunkturbarometer kräftig steigen
Mannheim (dpa) - Der starke Rückgang der Ölpreise hat den Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten einen kräftigen Schub verliehen. Wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte, stieg der von ihm erhobene Indikator um 23,4 Punkte auf 34,9 Zähler.
Das ist der höchste Stand seit Mai. Die Lagebeurteilung verbesserte sich um 6,7 Zähler auf 10,0 Punkte. „Langsam scheinen die ZEW-Finanzmarktexperten Vertrauen in die deutsche Konjunktur zurückzugewinnen“, kommentierte Institutspräsident Clemens Fuest.
Der Vertrauensgewinn hänge mit den günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zusammen. Fuest nannte den schwachen Euro und die niedrigen Ölpreise. Seit diesem Sommer sind die Rohölpreise um fast 50 Prozent abgesackt. Ökonomen wie Carsten Brzeski, Chefökonom der Bank Ing-Diba, sprechen von einem faktischen Konjunkturpaket, weil Verbraucher und Unternehmen in Ölimportländern entlastet werden.
Fallende Rohölpreise und sinkender Euro hätten neuerliche Sorgen um Griechenland sowie die Spannungen zwischen dem Westen und Russland überwogen, sagte Jennifer McKeown, Expertin vom Analysehaus Capital Economics. Zugleich verwies sie auf den am Donnerstag anstehenden Ifo-Geschäftsklimaindex: Das wichtigste Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft dürfte einen entscheidenden Hinweis auf die konjunkturelle Lage geben.
Volkswirt Christian Schulz von der Berenberg Bank erklärte die bessere Stimmung auch mit der sehr lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Dementsprechend gaben sich die Finanzexperten auch deutlich zuversichtlicher für den Euroraum: Die Konjunkturerwartungen stiegen um 20,8 Punkte auf 31,8 Zähler. Allerdings verschlechterte sich die Lagebewertung um 3,1 Zähler auf minus 62,8 Punkte.