Fed-Chefin Yellen bleibt beim Thema Zinsen vage
Jackson Hole (dpa) - Die Chefin der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, macht die unübersichtliche Lage auf dem US-Arbeitsmarkt für die Ungewissheit in der Geldpolitik verantwortlich.
Es sei seit der zurückliegenden Rezession schwieriger geworden, das Problem der Arbeitslosigkeit zu bewerten, sagte sie beim traditionellen Treffen von Notenbankern in Jackson Hole (Wyoming). Sie bekräftigte jüngste Äußerungen, dass am Jobmarkt trotz großer Fortschritte eine „Unterauslastung“ herrsche.
Sie ließ weiterhin nicht durchblicken, wann die Fed erstmals seit der Finanzkrise wieder den Leitzins erhöhen könnte. Dieser liegt bereits seit Ende 2008 auf dem historischen Tiefstand zwischen 0 und 0,25 Prozent. Experten rechnen mit Mitte kommenden Jahres als frühesten Zeitpunkt. Yellen sagte, dass die Fed noch weitere Beweise für die Gesundung des Arbeitsmarktes sehen wolle, bevor sie entscheide, wann die Zinsen angehoben würden.
Auch der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, erklärte in seiner Rede bei dem Symposium, dass es kompliziert sei, den Grad der strukturellen Arbeitslosigkeit in der Eurozone zu bestimmen, da die Methoden nicht eindeutig seien. Zudem herrschten unterschiedliche Ausgangsbedingungen in den einzelnen Mitgliedsländern, sagte er laut einem vorab verteilten Redetext.
Er bekräftigte aber, dass die EZB ihre Geldpolitik weiterhin darauf ausrichten werde, die hohe Arbeitslosigkeit mit einer Stärkung der Nachfrageseite zu bekämpfen. Dazu seien auch unkonventionelle Maßnahmen möglich, sagte er erneut. Doch insgesamt könne das Problem nur mit einer Mischung aus Geldpolitik, verantwortungsvolle Haushaltspolitik der Staaten und Strukturreformen gelöst werden.
Yellen sagte zum Problem der Einschätzung von Arbeitsmarktproblemen: „Während die Bewertungen immer unpräzise waren und nachträglich verändert wurden, ist die Aufgabe seit der großen Rezession besonders herausfordernd.“ Das liege an der beinahe nie dagewesenen Schwere der zurückliegenden Krise wie an den gleichzeitigen ökonomischen Veränderungen. Sie führte etwa an, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung immer höher wird und die Löhne langsamer zunehmen als früher.
Die Konferenz in Jackson Hole findet bereits seit mehr als drei Jahrzehnten in jedem Jahr statt. Sie gilt als Möglichkeit für Notenbanker, in einem informellen Rahmen ihre Gedanken über aktuelle Probleme auszutauschen. Organisiert wird das Symposium stets von der regionalen Notenbank Kansas City. Das übergeordnete Thema in diesem Jahr lautet „Neubewertung der Arbeitsmarktdynamik“ und dreht sich um das Problem der Beschäftigungslosigkeit.
Das am Mittwoch veröffentlichte Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung Ende Juli hatte noch vorsichtige Hinweise auf eine möglicherweise frühere Zinsanhebung gegeben. Darin hieß es, viele Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses hielten eine frühere Leitzinserhöhung als bisher erwartet für möglich, falls die Erholung am Arbeitsmarkt schneller als prognostiziert vorangehe. Yellen bestätigte diese Aussage zwar. Sie betonte jedoch gleichzeitig, dass auch eine spätere Zinsanhebung denkbar sei, falls die Ziele der Notenbank langsamer als geplant erreicht würden.