Fed lässt weiter auf Zinswende warten
Washington/Berlin (dpa) - Die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise und das Ende des ultrabilligen Geldes in den USA dürften sich noch etwas hinziehen.
Der geldpolitische Ausschuss der Notenbank Federal Reserve (Fed) kündigte in der Abschlusserklärung nach seiner jüngsten Sitzung an, den Zins wohl für „beträchtliche Zeit“ in der Spanne zwischen 0 und 0,25 Prozent zu halten. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008. Fed-Chefin Janet Yellen erläuterte am Mittwoch (Ortszeit) in Washington aber nicht näher, was dies konkret bedeutet.
Die Hoffnung auf eine vorläufige Fortsetzung der lockeren Geldpolitik stützte die Aktienmärkte - wenngleich nur leichte Zuwächse verbucht wurden. In Frankfurt startete der Dax am Donnerstagmorgen mit einem Plus von 0,41 Prozent in den Handel, beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 waren es plus 0,30 Prozent. Damit folgten die Indizes den moderat positiven Vorgaben der Wall Street: Der Dow Jones Industrial hatte am Mittwochabend 0,15 Prozent höher geschlossen.
Für den Euro ging es nach den Aussagen der US-Zentralbank weiter abwärts. Die Gemeinschaftswährung knüpfte am Donnerstag an starke Kursverluste im Verhältnis zum Dollar vom Vorabend an. Auch zum japanischen Yen legte die US-Währung zu, was die Börse in Tokio beflügelte: Der Nikkei-Index schloss erstmals seit Anfang Januar über der psychologisch wichtigen Marke von 16 000 Punkten.
Klar ist mittlerweile, dass die Fed ihre Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur im November ganz einstellen will. Im Oktober wird der Erwerb von langfristigen Staatsanleihen und Immobilienpapieren zunächst um weitere 10 Milliarden Dollar (7,7 Mrd Euro) pro Monat auf 15 Milliarden Dollar reduziert. Die Maßnahme, mit der gewaltige Geldsummen in die Wirtschaft gepumpt wurden, sollte helfen, den langfristigen Zins zu drücken. Günstige Kredite sollten Unternehmen zum Investieren und Bürger zum Hauskauf ermuntern.
Einige Analysten hatten erwartet, dass die Fed den Hinweis auf die „beträchtliche Zeit“ streichen würde, um eine beschleunigte Normalisierung der Geldpolitik zu signalisieren. Bislang gehen die Märkte von einer Zinserhöhung im Sommer 2015 aus. Nach einer Serie ermutigender Wirtschaftsdaten meinten aber einige Fachleute wie auch einzelne Fed-Mitglieder, die Zinswende könnte schon früher kommen.
Die Notenbank begründete ihr behutsames Vorgehen damit, dass sich die US-Konjunktur noch nicht genügend von der großen Rezession erholt habe, die vor rund fünf Jahren endete. Die Wirtschaft wachse nur mit „moderatem“ Tempo. Für das kommende Jahr senkte die Fed ihren Wachstumsausblick sogar von 3,1 Prozent auf 2,8 Prozent. Am Arbeitsmarkt herrsche noch immer eine „bedeutende Unterauslastung“.
Auch die nachlassende Inflation hielt die Fed davon ab, konkrete Hinweise auf eine anstehende Zinswende zu geben. Die Teuerungsrate fiel im August auf 1,7 Prozent und damit unter den Zielwert der Fed von 2,0 Prozent, wo sie noch im Juli gelegen hatte.
Yellen sagte, dass sich die Inflation langsam dem Ziel nähern werde. Ihre Einschätzung der Wirtschaftslage habe sich aber kaum verändert. Es gebe noch große Unsicherheiten. Abhängig von der Konjunktur sei eine frühere, aber auch eine spätere Zinsanhebung möglich.