Finanzbetrug? Spanischer Pleite-Banker im Visier der Justiz

Miguel Blesa war Chef der Caja Madrid — und soll diese in den Abgrund getrieben haben.

Madrid. Seit Monaten protestieren spanische Bankkunden, die sich um ihre Ersparnisse geprellt sehen, vor den Filialen der Pleite-Großbank Bankia, die früher Caja Madrid hieß. „Betrug“, rufen sie. Und: „Gebt uns unser Geld zurück!“ Inzwischen haben die wütenden Sparer auch die Justiz auf ihrer Seite.

Ein Untersuchungsrichter beschuldigt den früheren Caja-Madrid-Chef Miguel Blesa (65) des Finanzbetrugs. Und er schickte den prominenten Ex-Bankmanager in Untersuchungshaft, weil Blesa zunächst nicht die Kaution von 2,5 Millionen Euro aufbringen konnte.

Am Freitagabend kam er frei. Blesa wird vorgeworfen, die Caja Madrid, damals zweitgrößte Sparkasse des Landes, durch „miserable Geschäftsführung“ in den Abgrund geritten zu haben.

2010 verschmolz Caja Madrid mit sechs kleineren Sparkassen zur Großbank Bankia, die 2012 mit 21,5 Milliarden Euro Verlust das größte Loch der spanischen Finanzgeschichte hinterließ. Der spanische Staat und der Euro-Rettungsfonds mussten 22,5 Milliarden Euro in Bankia pumpen, um die Bank mit ihren zehn Millionen Kunden vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

Trotz der Stützaktion für die Pleite-Großbank mussten Hunderttausende Bankia-Sparer Geld abschreiben: Mehr als 100 000 Kunden, die sich — als es schon steil abwärts ging — zum Kauf von riskanten hauseigenen Schuldverschreibungen überreden ließen. Sie müssen nun, entsprechend der mit dem Euro-Rettungsfonds ausgehandelten Vorgaben, auf 40 Prozent ihres Kapitals verzichten. Hinzu kommen 400 000 Kleinaktionäre, deren Wertpapiere nach dem Börsen-Absturz Bankias praktisch nichts mehr wert sind.

Eine Pleitengeschichte, für welche der Caja-Madrid-Chef Miguel Blesa mitverantwortlich sein soll. Blesa war von 1996 bis 2010 der Vorstandschef von Caja Madrid. Seinen Aufstieg an die Sparkassen-Spitze hatte der studierte Steuerinspektor seiner engen Freundschaft mit Spaniens damaligem konservativen Ministerpräsidenten Jose Maria Aznar zu verdanken — vom Bankgeschäft hatte Blesa wenig Ahnung.

Trotz des finanziellen Misserfolgs stiegen jedoch Chefgehalt und Abfindungen auf Millionenhöhen. So verabschiedete sich Blesa mit einer Entschädigung von 2,7 Millionen Euro vom Chefsessel und ganz ohne Schuldbewusstsein. Er habe, behauptete er, die Caja Madrid „zu einem der effizientesten“ Geldinstitute Spaniens gemacht.