Finanzmärkte bleiben im Bann Chinas

Frankfurt/Shanghai (dpa) - Die Konjunkturkrise in China zieht die internationalen Finanzmärkte weiter in ihren Bann. Die Erholung am deutschen Aktienmarkt vom Dienstag erwies sich zunächst als Strohfeuer.

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Am Mittwoch fiel der deutsche Leitindex zwischenzeitlich deutlich unter die 10 000-Punkte-Marke und schloss letztlich 1,29 Prozent im Minus bei 9997,43 Zählern.

Trotz der Lockerung der chinesischen Geldpolitik setzten derweil die Börsen in China ihre Talfahrt den vierten Tag in Folge fort. In Tokio holte die Börse hingegen kräftig auf. Der Euro gab einen Teil der starken Gewinne vom Wochenauftakt ab.

Zwar hatten sich sich die Aktienmärkte in Shanghai und Shenzhen am anfangs kurzzeitig erholt, fielen zum Handelsschluss aber weiter in den Keller. Der wichtige Shanghai Composite Index verbuchte zum Börsenschluss ein Minus von 1,27 Prozent auf 2927,29 Punkte. Ähnlich ging es mit dem Shenzhen Component Index um 2,92 Prozent auf 9899,72 Punkte nach unten. In Tokio notierte der in den vergangenen Tagen massiv eingebrochene Nikkei-Index zum Handelsschluss indes mit einen satten Aufschlag von 3,20 Prozent beim Stand von 18 376,83 Punkten.

Die Nervosität am deutschen Aktienmarkt bleibt hoch. Allerdings sind die Ausschläge weit moderater als an den turbulenten Vortagen. Die beeindruckende Kurserholung vom Dienstag müsse zunächst als Bärenmarkt-Rally beurteilt werden, schrieb Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba. Unter einer Bärenmarkt-Rally verstehen Börsianer eine zwischenzeitliche Kurserholung in einem längerfristigen Abwärtstrend.

Bestätigt wird dieses Szenario Schmidt zufolge durch die Entwicklung der Wall Street: Dort hatte sich der weltweit bekannteste Aktienindex Dow Jones Industrial am Dienstag zunächst erholt, war dann aber im späten Handel erneut deutlich ins Minus gerutscht. Am Mittwoch startete der Dow erneut furios, verlor aber schnell an Dynamik und lag beim europäischen Handelsschluss rund 1,27 Prozent im Plus bei 15 865 Punkten.

Als Reaktion auf den starken Einbruch der chinesischen Börsen hatte die Zentralbank in Peking am Vortag zum fünften Mal in neun Monaten die Leitzinsen gesenkt und auch die Anforderungen für die Mindestreserven der Banken verringert. Die chinesische Notenbank greift der Wirtschaft des Landes weiter unter die Arme und pumpte 140 Milliarden Yuan (etwa 19 Milliarden Euro) in das Bankensystem.

Indem der Geldhahn aufgedreht wird, soll ein ermutigendes Signal an die Märkte gegeben werden, doch schienen die Anleger wenig überzeugt. Der Rückgang der Börsen, die am Montag mit acht Prozent den größten Einbruch seit acht Jahren erlebt hatten, verlangsamte sich lediglich.

Mit der überraschenden Lockerung der Geldpolitik hatte Chinas Regierung ihre Strategie zur Stabilisierung der Märkte geändert, nachdem die Interventionen und Stützungskäufe an den seit Mitte Juni einbrechenden Aktienmärkten über Wochen wenig Erfolg gezeigt hatten.