Hinweise auf Risiken Forscher und EZB erwarten stärkeres Wachstum

Berlin/Kiel (dpa) - Die deutsche Wirtschaft hat nach Einschätzung von Ökonomen noch lange nicht den Höhepunkt ihrer starken Wachstumsphase erreicht.

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Zum Ausmaß der weiteren Steigerungen gehen die Meinungen aber auseinander - und auch in der Frage, ob Gefahren drohen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass Bürger, Unternehmen und Staat auch in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Plus bei der Wirtschaftsleistung rechnen können. 2017 und 2018 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um je 1,9 Prozent zulegen, 2019 dann um 1,6 Prozent, teilte das Institut in Berlin mit. Damit hoben die Experten ihre Prognose fürs laufende Jahr wegen der guten ersten Jahreshälfte um 0,4 Prozentpunkte an.

DIW-Chef Marcel Fratzscher mahnte aber mehr Investitionen in Bildung, Verkehrswege und Datennetze an: „Der Aufschwung wird nicht von Dauer sein, denn er ist zu einem guten Teil geliehen. Die niedrigen Zinsen und die sehr gute Arbeitsmarktsituation werden nicht von Dauer sein.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) zeigt sich zuversichtlicher für die Konjunktur im Euroraum als noch vor drei Monaten. Für das laufende Jahr erwartet die Notenbank nun einen Zuwachs von 2,2 (Juni-Prognose: 1,9) Prozent beim BIP. 2018 soll die Wirtschaft im Währungsraum der 19 Länder demnach um 1,8 (1,8) Prozent zulegen. Für 2019 erwarten die Währungshüter unverändert 1,7 Prozent Wachstum. An ihrer Zinspolitik änderte sich EZB noch nichts, der Leitzins bleibt bei null Prozent.

Die Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) erwarten ebenfalls eine noch bessere Entwicklung der Volkswirtschaft. Zugleich warnten sie: Eine sogenannte Überauslastung - also eine mögliche Überhitzung der Produktion - werde wahrscheinlicher, was wiederum eine schmerzhafte spätere Korrektur wahrscheinlicher werden lasse. Dies kann etwa eintreten, wenn Unternehmen bei weiter anziehenden Aufträgen nicht so schnell mit den nötigen Investitionen nachkommen. Auch die weiteren Trends bei Exporten und Zinsen sind unsicher.

Das IfW korrigierte seine Konjunkturerwartungen in diesem Jahr von zunächst 1,7 auf nun 2,0 und im nächsten Jahr von 2,0 auf 2,2 Prozent nach oben. Aber die Wirtschaft steigere ihre Leistung schneller, als es ihr guttue, hieß es. Bei überdurchschnittlich ausgelasteten Produktionskapazitäten nähere sich die Wirtschaft der Hochkonjunktur. Für 2019 erwartet das Institut eine BIP-Erhöhung von 2,1 Prozent.

Auch das Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle sieht die konjunkturelle Lage optimistisch. Es hob seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft insgesamt von 1,6 auf 1,9 Prozent an. Dabei soll Ostdeutschland den Schätzungen zufolge in den nächsten Jahren stärker zulegen als der Bundesschnitt. Die IWH-Forscher sagten für die östlichen Länder einschließlich Berlin für 2017 ein Plus von 2,2 Prozent voraus - und damit 0,3 Punkte mehr als für ganz Deutschland.

2018 sei im Osten mit einem Wirtschaftswachstum um 2,1 Prozent und 2019 um 1,9 Prozent zu rechnen. Für die gesamtdeutsche Wirtschaft soll der Zuwachs 2,0 beziehungsweise 1,6 Prozent zu betragen.