Ökostrom-Umlage Frühe Signale lassen stabile Strompreise erwarten
Berlin/Heidelberg (dpa) - Die Strompreise in Deutschland werden im kommenden Jahr mindestens stabil bleiben, in einigen Regionen vielleicht sogar etwas sinken.
Die sogenannte Ökostrom-Umlage für Strom aus Windkraft und Sonne wird im nächsten Jahr nach Angaben der Netzbetreiber minimal um 0,088 auf 6,792 Cent pro Kilowattstunde zurückgehen.
Gleichzeitig werden auch die Netzentgelte für Strom im bundesweiten Durchschnitt um rund vier Prozent auf 273 Euro für einen Verbrauch von 4000 Kilowattstunden fallen. Das ergab eine Auswertung des Internet-Portals Verivox bei den mehr als 800 Netzbetreibern.
EEG-Umlage und Netzentgelte machen zusammen beim Endverbraucher fast die Hälfte des Strompreises aus. Rein rechnerisch könnte ein Durchschnittshaushalt mit einer Entlastung von rund fünf Euro aus der EEG-Umlage und elf Euro aus den Netzentgelten rechnen.
Das ist allerdings nicht Sache der Netzbetreiber, sondern der Stromversorger, bei denen die Netzentgelte als Kosten anfallen. Ob und in welchem Umfang die Stromversorger die Kostenersparnis an die Endverbraucher weitergeben, ist bislang offen und wird sechs Wochen vor Ende des Jahres von den Unternehmen veröffentlicht.
Die Energiewende bleibt für Stromkunden auf jeden Fall teuer. Zwischen 2000 und 2013 haben sich die Strompreise mehr als verdoppelt, seitdem sind sie weitgehend unverändert.
Der Anteil der staatlichen Kosten in Form von Steuern, Abgaben und Umlagen erhöhte sich in dieser Zeit von 37 auf 55 Prozent. Aus Sicht des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sollte die besondere Ausgleichsregelung für stromintensive Industrien aus der EEG-Umlage herausgenommen und über den Bundeshaushalt finanziert werden. Vor allem aber müsse der Strompreis vom „Ballast an staatlichen Abgaben“ entlastet werden.
Auch die Umweltschutzorganisation WWF kritisierte, die Industrie verhindere seit Jahren eine weitere Entlastung der Verbraucher. 2006 seien 282 Unternehmen von der Zahlung der EEG-Umlage in einem Umfang von 400 Millionen Euro begünstigt worden. 2017 sie die Zahl auf 2092 Unternehmen gestiegen und die Begünstigung auf fünf Milliarden Euro.
Die EEG-Umlage, die von Kunden über die Stromrechnung bezahlt wird, beträgt derzeit 6,88 Cent pro Kilowattstunde. Sie wird als Differenz zwischen dem Preis, den Stromerzeuger für ihren Strom bekommen, und den garantierten Abnahmepreisen für Ökostrom berechnet. Je niedriger der Börsenpreis, den Energiekonzerne zahlen müssen, desto höher die Umlage. Seit dem Jahr 2010 ist die EEG-Umlage mit Ausnahme von 2014 gestiegen - von 2,047 Cent auf 6,88 Cent im Jahr 2017. Dieser Anstieg wurde nun zumindest gebremst.
Die Netzentgelte werden für den Bau und Betrieb der Stromnetze benötigt und sind reguliert. Auf der obersten Netzebene, der Höchstspannung, wird Deutschland von vier Unternehmen versorgt, die für den Bau und den Unterhalt der Stromautobahnen zuständig sind. Drei dieser vier Unternehmen werden ihre Preise im nächsten Jahr erhöhen, zum Teil deutlich.
Das macht aber nur einen kleinen Teil der gesamten Netzentgelte aus. Das meiste fällt an auf der Ebene der Hoch-, Mittel- und Niederspannung, die von regionalen Stromnetzbetreibern und Stadtwerken wahrgenommen wird. Sie verteilen den Strom bis in die Unternehmen und Haushalte.
Die Entlastung bei den Netzentgelten beruht wesentlich auf einer Veränderung der Gesetzeslage und fällt regional stark unterschiedlich aus. So sinken die Netzentgelte in Bremen um fast 15 Prozent, in Brandenburg um 13,6, in Mecklenburg-Vorpommern um 12,8 und in Berlin um 10,6 Prozent. Die Stromversorger in Baden-Württemberg haben dagegen mit einem Anstieg der Netzentgelte um 2,5 Prozent und in Nordrhein-Westfalen um 1,3 Prozent zu rechnen.
Weiterhin werden jedoch die Netzentgelte in den Ost-Ländern sowie in Schleswig-Holstein deutlich höher ausfallen als im Westen. Wo viele Windkraftanlagen stehen, fallen auch die höchsten Kosten für den Netzausbau und Netzbetrieb an. Die niedrigsten Entgelte zahlen laut Verivox mit 187 Euro die Bremer, die höchsten mit 342 Euro die Schleswig-Holsteiner.