2,384 Millionen ohne Job Frühjahrsaufschwung drückt Arbeitslosigkeit auf Rekordtief

Nürnberg (dpa) - Ganz so stark wie in den Vorjahren fiel er nicht aus - trotzdem hat der Frühjahrsaufschwung die Arbeitslosigkeit im April auf ein neues Rekordtief sinken lassen.

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Mit 2,384 Millionen rutschte die Zahl der Erwerbslosen zuletzt auf den niedrigsten April-Stand seit der deutschen Wiedervereinigung, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit. Im Vergleich zum März waren damit 74.000 weniger Menschen arbeitslos. Der Vorjahresstand wurde im April sogar um 185.000 unterschritten. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 5,3 Prozent.

Rechnet man allerdings noch alle Arbeitsuchenden hinzu, die derzeit auf Vermittlung von Arbeitsagenturen und Jobcentern einen berufliche Förderung absolvieren oder in einem Ein-Euro-Job beschäftigt sind, gab es in Deutschland im April mit 3,354 Millionen etwa 970.000 Jobsucher mehr.

Für die etwas schwächere April-Entwicklung im Vergleich zu den vorangegangenen drei Jahren hatte auch der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit keine rechte Erklärung. Die Frühjahrsbelebung falle in den verschiedenen Frühjahrsmonaten sehr unterschiedlich aus. Und nachdem die Rückgänge im Februar und März recht stark gewesen seien, „kann dem Frühjahrsaufschwung auch mal die Luft ausgehen“, sagte Scheele. Im Schnitt der vergangen drei Jahre war die April-Arbeitslosigkeit um gut 93.000 gesunken.

Bange ist dem Chef der Nürnberger Bundesbehörde um den deutschen Arbeitsmarkt dennoch nicht. Auch die wachsende Konjunkturskepsis in Forscher- und Unternehmenskreisen trübt Scheeles Zuversicht nicht. „Es ist kein Punkt einer Trendwende erkennbar“, sagte Scheele in Nürnberg. Er gehe angesichts guter Arbeitsmarkt-Eckdaten davon aus, dass sich die positive Entwicklung in diesem Jahr fortsetzen werde. „Aber aus einer steilen Kurve wird eine flachere Kurve werden“, prognostizierte er mit Blick auf die Arbeitslosenzahl.

Zugfrieden zeigte sich auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD): „Kurz vor dem Tag der Arbeit präsentiert sich der Arbeitsmarkt erneut in ausgezeichneter Verfassung“, kommentierte er die jüngsten Daten aus Nürnberg. Die Zahlen seien erfreulich, dennoch lieg bis zur Vollbeschäftigung noch ein gutes Stück des Weges bevor, gab der Minister zu bedenken. So müsse zum man verstärkt dafür sorgen, dass Menschen künftig gar nicht erst arbeitslos werden. „Zum anderen geht es um die Langzeitarbeitslosigkeit, die wir jetzt beherzt anpacken.“

Bestärkt sieht sich BA-Chef Scheele von dem großen Stellenangebot: Mit 784.000 lag die Zahl der freien Jobs um 78.000 über dem Vorjahresniveau. Dass es sich bei solchen Stellenangebote häufig um zusätzliche Jobs handelt, zeigt die Beschäftigungsstatistik: Die Zahl der Erwerbstätigen lag nach Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes im März bei 44,46 Millionen - das ist ein saisonbereinigtes Plus von 32.000 im Vergleich zum Februar. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 598.000 Erwerbstätige mehr. Der Anstieg gehe allein auf mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zurück, hieß es.

Weitgehend stabilisiert hat sich die Flüchtlingsarbeitslosigkeit. Mit 177.000 lag die Zahl erwerbsloser Asylbewerber im April in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Nimmt aber noch jene Flüchtlinge hinzu, die in Integrations- und beruflichen Förderkursen auf das Leben und die Arbeitswelt in Deutschland vorbereiten, liegt die Zahl der arbeitssuchenden Flüchtlinge derzeit bei 472.000 - mit leichter sinkender Tendenz. Entsprechend groß ist die Zahl der Flüchtlinge, die mangels Job auf Hartz IV angewiesen sind: Sie lag zuletzt im Januar bei 594.000.

Unterdessen hat der Job-Boom auch der Winterarbeitslosigkeit den einstigen Schrecken genommen. Gemessen an den Veränderungsraten der Wintermonate Dezember bis Februar ist sie im zu Ende gegangenen Winter 2017/2018 auf das Rekordtief von nur noch 178.000 Jobsuchern gesunken. Noch im Winter 2008/2009 hatte der Anstieg der Arbeitslosenzahl von Dezember bis Februar bei 563.000 gelegen. BA-Chef Scheele führt dies neben der guten Konjunktur und das Saisonkurzarbeitergeld auch auf den Fachkräftemangel zurück. Viele Betriebe überlegten sich inzwischen sehr genau, ob sie sich von guten Mitarbeitern während der Winterflaute trennten.