Führungskrise bei Thyssenkrupp spitzt sich zu: Auch Aufsichtsrat Lehner tritt zurück

Essen. Die Unruhe an der Spitze von Thyssenkrupp hält an: Nach dem überraschenden Rücktritt von Vorstandschef Heinrich Hiesinger verlässt eine weitere Führungsfigur den Industriekonzern.

Ulrich Lehner sein Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Thyssenkrupp AG nieder.

Foto: Rolf Vennenbernd

Ulrich Lehner (72) werde mit Wirkung zum 31. Juli sein Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats niederlegen und aus dem Aufsichtsrat ausscheiden, teilte der Konzern mit. Das Aufsichtsgremium werde in Kürze über die Nachfolge Lehners einen Beschluss fassen.

Damit spitzt sich die Führungskrise bei Thyssenkrupp weiter zu, die mit Hiesingers Abgang Anfang Juli eingesetzt hatte. Übergangsweise leitet inzwischen Finanzvorstand Guido Kerkhoff das Unternehmen. Hiesinger hatte zu seinem Rücktritt erklärt, er „gehe diesen Schritt bewusst, um eine grundsätzliche Diskussion im Aufsichtsrat über die Zukunft von Thyssenkrupp zu ermöglichen“. Lehner nannte das mangelnde Vertrauen der großen Aktionäre als Grund für sein Ausscheiden. Ein gemeinsames Verständnis im Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung sei nicht mehr gegeben gewesen, hieß es. Druck hatte vor allem der schwedische Finanzinvestor Cevian aufgebaut, der 18 Prozent des Kapitals hält.

Lehner hatte in einem Interview, das konzernintern offensichtlich auf große Kritik gestoßen ist, von „Psychoterror“ gesprochen, der von einigen „aktivistischen Investoren“ ausgeübt werde. Die Kritik zielte eindeutig auf Cevian und den US-Fonds Elliott, der knapp drei Prozent an Thyssenkrupp hält.

Laut Cevian-Sprecher Roland Klein wollen die Schweden den Konzern nicht zerschlagen. Vielmehr müsse die „überdimensionierte und teure Zentrale“ Kompetenzen an einzelne Sparten abgeben, um dort mehr Autonomie zu ermöglichen. Die Industriegeschäfte von Thyssenkrupp hätten schlechtere Ergebnisse als die Wettbewerber. Das wolle Cevian ändern.