Für Kunden mit Nachtspeicher wird es 2013 teuer
Die Preise für Wärmestrom steigen überdurchschnittlich. RWE testet Öfen als Energiespeicher.
Essen. In den 70er Jahren warb die Energiewirtschaft für das Heizen mit Strom, in Energiewendezeiten stehen die Besitzer von Nachtspeicheröfen jetzt als Verlierer da. Zum neuen Jahr steigen die Preise für Wärmestrom auch wegen höherer staatlicher Abgaben deutlich stärker als im Gesamtmarkt — allein bei RWE um 13 bis 17 Prozent.
Und die Nutzer haben anders als bei anderen Stromtarifen kaum eine Chance zum Anbieterwechsel. „Es gibt beim Wärmestrom praktisch keinen überregionalen Wettbewerb, keine Konkurrenz“, sagt die Sprecherin des Preisvergleichsportals Verivox, Dagmar Ginzel.
Dabei wollen tausende Kunden wechseln: Bei einer Verivox-Umfrage, die noch nicht abgeschlossen ist, haben bereits 15 000 Nachtspeichernutzer ihr Interesse an einem anderen Anbieter bekundet. Kein Wunder: Die Mehrkosten durch die Preiserhöhung addieren sich für eine vierköpfige Familie im Jahr auf mehrere hundert Euro, rechnen Verbraucherschützer vor. Bundesweit laufen 1,5 Millionen Nachtspeicheröfen.
Das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr, Wärme nachts mit billigem Strom zu erzeugen und in den Schamottsteinen der Öfen zu speichern, um sie tagsüber abzugeben. Die einst sehr günstigen Nachtstrompreise werden durch die stark gewachsenen staatlichen Abgaben vor allem für die Ökostromabgabe hochgetrieben.
Zudem passt die Technik nicht mehr zu den Umweltzielen der Bundesregierung und der EU. Verivox spricht bei konventionell erzeugtem Heizstrom von 50 Prozent mehr Kohlendioxid als bei einer Gas- oder Ölheizung. Bis 2019 müssen viele der Stromheizungen gemäß der Energieeinsparverordnung abgebaut werden.
Der Vorstoß der Energiemultis RWE und EnBW, die umstrittenen Heizungen als Speicher für schwankende Strommengen aus Windparks zu nutzen, hat bei Kritikern zuletzt für wütende Reaktionen gesorgt. „Ökologisch pervers“, „dreist“ und „Mogelpackung“, so das Fazit von Greenpeace und der Verbraucherzentrale NRW zu den Plänen einer Nachtspeicher-Renaissance.
Bei der RWE-Tochter RWE-Effizienz sorgte die Kritik für Erstaunen. Niemand habe vor, vor dem Aus stehende Nachtspeicher dauerhaft wiederzubeleben, sagt RWE-Projektleiter Jörg Rummeni. Es gehe darum, kurzfristig Lösungen für den dringend benötigten Speicherbedarf zu testen. Das gehe mit bestehenden Anlagen am besten.
Bis zu 15 000 Megawatt könnten rechnerisch in den Stromheizungen gespeichert werden. Wenn auf diese Weise Windparkstrom gesichert werde, der sonst durch Zwangsabschaltungen mangels Netz und Speicher verloren gehe, sehe natürlich auch die ökologische Bilanz viel besser aus, sagt Rummeni.