Gazprom steigt bei Erdgasversorger VNG aus

Leipzig (dpa) - Der russische Staatskonzern Gazprom sucht einen Käufer für seine Anteile am Leipziger Großversorger Verbundnetz Gas AG (VNG).

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Die Russen halten an dem Unternehmen 10,52 Prozent. Gazprom hatte seine Entscheidung mit fehlenden Einflussmöglichkeiten bei der Leitung von VNG begründet. Das Unternehmen machte bis zum frühen Dienstagnachmittag keine Angaben darüber, an wen es seine Anteile veräußern will.

Der Oldenburger Energieversorger EWE, der mit 63,69 Prozent an VNG beteiligt und damit Hauptaktionär ist, wollte sich zu den Gazprom-Verkäufen nicht äußern. Man beteilige sich nicht an Marktspekulationen, hieß es aus dem Unternehmen. Es hatte Ende 2014 bekanntgegeben, frühestens in diesem Jahr über den Verkauf seiner VNG-Anteile entscheiden zu wollen. Auch VNG war am Dienstag zu keiner Stellungnahme bereit.

25,79 Prozent hält ein Zusammenschluss von ostdeutschen Kommunen. Er hat damit eine Sperrminorität und kann etwa die Zerschlagung der VNG oder die Verlegung des Firmensitzes verhindern. Zuvor war die Wintershall Holding aus Kassel, mit der Gazprom eng zusammenarbeitet, aus dem Unternehmen ausgestiegen. Beide Unternehmen hatten zusammen 26,31 Prozent der Aktien und damit ebenfalls eine Sperrminorität. Die „partnerschaftlichen Beziehungen“ mit VNG und Wintershall sollten fortgesetzt werden, betonte Gazprom.

VNG importiert Erdgas vorrangig aus Russland und Norwegen und ist der einzige Großkonzern mit Sitz in Ostdeutschland. Russland lieferte im vergangenen Jahr rund 6,3 Milliarden Kubikmeter Gas an VNG - von insgesamt 35,3 Milliarden Kubikmetern Gas, die das Unternehmen verkaufte.

Im vorigen Jahr erzielte die VNG einen Jahresüberschuss von 184 Millionen Euro (2013: 89 Millionen Euro). Allerdings beruhte dies laut Vorstand maßgeblich auf dem Verkauf einer Beteiligung. Bei rückläufiger Nachfrage und sinkenden Preisen fiel der Konzern-Umsatz um eine auf 10 Milliarden Euro.

Gazprom hatte wegen schwacher Nachfrage in Europa und einem monatelangen Schuldenstreit mit der Ukraine im vergangenen Jahr einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Nach russischer Rechnungslegung (RAS) erwirtschaftete der Konzern 2014 einen Überschuss von 189 Milliarden Rubel (rund drei Milliarden Euro) und damit fast 70 Prozent weniger als 2013.