Gehälter: Top-Banker müssen verzichten lernen

Millionenschwere Boni gelten als ein Auslöser der Finanzkrise. Vorschriften wurden verschärft, doch der Erfolg ist umstritten.

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Frankfurt. Millionenschwere Gehälter und Bonuszahlungen sorgen regelmäßig für Aufregung. Nach der Finanzkrise wurden die Regeln für die Finanzbranche verschärft. Denn an kurzfristigen Zielen ausgerichtete Sonderzahlungen gelten als ein Auslöser der Krise. Folgen der Neuregelungen werden allmählich sichtbar. Doch Experten sind skeptisch, ob es reicht.

Das „Handelsblatt“, berichtete jüngst, Vorstände der Deutschen Bank müssten auf einen Teil der für dieses Jahr vorgesehenen Auszahlung von langfristigen Boni verzichten. Die erfolgsabhängigen Gehaltskomponenten aus dem Jahr 2011 seien wegen bestehender Rechtsrisiken auf Eis gelegt worden.

Seit einigen Jahren gilt: Der Aufsichtsrat kann langfristige Boni von Bankern auf Eis legen, kürzen oder ganz streichen. „Dabei muss das Kontrollgremium einen ganzen Katalog von Fragen prüfen“ sagt Michael Kramarsch, Partner des Beratungsunternehmens hkp. Die wichtigsten Punkte: Persönliches Fehlverhalten, die wirtschaftliche Lage der Bank oder neue Erkenntnisse, die die Ergebnisse von damals in einem anderen Licht erscheinen lassen. „Das Kontrollgremium ist verpflichtet zu handeln“, sagt Kramarsch.

Kramarsch hält die sogenannte „Malusprüfung“ für sinnvoll, weil sie dem Geschäftsmodell der Institute entspreche. „Im Gegensatz zu klassischen Industrieunternehmen werden die Geschäftsrisiken bei Banken oft erst Jahre später sichtbar“.

Bankenprofessor Hans-Peter Burghof von der Uni Hohenheim ist dagegen skeptischer: „Die Regelung ist besser als nichts, aber bringt nicht viel“. Ein Problem ist aus seiner Sicht der Zeitrahmen: Ein Teil der Boni darf grundsätzlich erst mindestens drei bis fünf Jahre später ausgezahlt werden. Das reiche jedoch nicht. „Banker sind sehr kreativ darin, Produkte zu kreieren, die sofort Erträge bringen, deren Risiken sich aber erst Jahre später zeigen“.

Bei der Vergütung von Vorständen sollte der Schwerpunkt vor allem auf das Fixgehalt gelegt werden. „Jede Entlohnung, die sich auf bestimmte Kennziffern bezieht, kann zu einseitigem Handeln führen. Die langfristige Unternehmensperspektive kann zu kurz kommen“, meint Burghof.

Nicht gelöst sei die Entlohnung von Investmentbankern. „Wenn ein Bankmanager hohe Gewinne erzielt, muss das kein Zeichen für gute Leistung sein, es kann auch bedeuten, dass er verborgene — für die Bank existenzgefährdende Risiken — eingegangen ist“. Dafür sollte er keinesfalls belohnt werden.