Geldgeber warnen vor Risiken bei Zypern-Rettung

Brüssel/Washington (dpa) - Beim internationalen Hilfsprogramm für das angeschlagene Zypern gibt es nach Einschätzung der Geldgeber erhebliche Risiken. Sorge macht der EU-Kommission und dem Internationalem Währungsfonds (IWF) vor allem der Konjunktureinbruch.

„Wir sind uns im Klaren darüber, dass die Lage in Zypern extrem schwierig ist“.

Dies sagte ein EU-Verantwortlicher in Brüssel mit Blick auf die Wirtschaftslage. Beide Institutionen sind in der sogenannten Troika vertreten, die auf der Insel regelmäßig Programmfortschritte überprüft.

Die EU-Kommission teilte in ihrem Zypern-Bericht mit, die Arbeitslosigkeit steige stärker als noch im Frühjahr erwartet. Die Wirtschaft werde nach einer langen Rezession erst im übernächsten Jahr - also 2015 - wieder wachsen. Für das laufende Jahr wird in Brüssel weiter mit einer stark schrumpfenden Wirtschaft (minus 8,7 Prozent) gerechnet. „Die Rezession nimmt zu - aber innerhalb der erwarteten Grenzen“, resümierte der EU-Experte. Für das kommende Jahr wird ein Rückgang von 3,9 Prozent angenommen.

Beide Institutionen bescheinigen der Inselrepublik gute Fortschritte im Kampf gegen die existenzbedrohende Finanzkrise. „Das Reformprogramm ist auf dem richtigen Weg“, schrieb der IWF.

Die Troika von Kommission, IWF und Europäischer Zentralbank hatte im Juli festgestellt, dass der Inselstaat die Vorgaben des Programms erfüllt. Die nächste Kreditrate aus dem Euro-Krisenfonds ESM von 1,5 Milliarden Euro soll Ende des Monats ausgezahlt werden, hatte die Eurogruppe vergangene Woche beschlossen. Das Hilfsprogramm hat einen Umfang von insgesamt 10 Milliarden Euro. Neun Milliarden Euro schultert der ESM, die restliche Milliarde stemmt der Weltwährungsfonds.

Die Kommission stellte fest, dass immer noch Kapital aus dem Inselstaat abgezogen wird. Zypern muss im Gegenzug für die Rettung sein bisher aufgeblähtes Bankensystem komplett umbauen und verkleinern. Es gibt weiter Kontrollen des Kapitalverkehrs. Die nächste Troika-Mission ist für Ende Oktober geplant.

Bei der Entwicklung der Staatsschulden bleibt der IWF bei seiner bisherigen Einschätzung. Demnach dürfte der Anteil der Verschuldung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2015 den Höhepunkt bei 126 Prozent erreichen. In den folgenden Jahren sei mit einer schrittweise rückläufigen Verschuldung zu rechnen. Im Jahr 2020 erwartet der Währungsfonds einen Anteil der Staatsverschuldung am BIP von 105 Prozent.