Gewerkschaft Ufo droht Lufthansa mit Streiks
Frankfurt/Main (dpa) - Zu Beginn der Sommerreisezeit steht bei der Lufthansa erneut ein Streik ins Haus.
Im Tarifkonflikt mit den rund 19 000 Flugbegleitern sieht die Gewerkschaft Ufo kaum noch eine Chance für eine erfolgreiche Schlichtung und droht dem Unternehmen schon Ende Juni mit Arbeitskämpfen.
Zwar hatte die Lufthansa Ufo und den Schlichtern am Donnerstag ein „deutlich verbessertes Angebot“ zugesandt, wie die Fluggesellschaft am Freitag in Frankfurt mitteilte: „Wir wollen die Gespräche fortsetzen und im Rahmen der Schlichtung zu einer gemeinsamen Lösung kommen.“ Darin habe das Unternehmen unter anderem angeboten, für die Dauer von drei Jahren betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen und die heutigen Beschäftigungsbedingungen festzuschreiben.
Doch die Kabinengewerkschaft wies die Offerte umgehend als „Rückschritt“ zurück. „Lufthansa hat [...] eine Zusatzforderung aufgestellt, welche die Versorgung in Summe für alle Mitarbeiter kürzen und die Einkommen und Arbeitsbedingungen für das Kabinenpersonal weiter drastisch absenken soll“, erklärte Ufo am Freitag in Mörfelden-Walldorf.
Die Gewerkschaft werde nun die Empfehlung der Schlichter Herta Däubler-Gmelin und Friedrich Merz am 20. Juni abwarten, stehe dem Lufthansa-Vorstand bis dahin aber für ernsthafte Gespräche jederzeit zur Verfügung. Danach will Ufo eine Erklärungsfrist bis zum 24. Juni einhalten, bevor die Flugbegleiter ihre Arbeit niederlegen könnten.
Viel Hoffnung auf eine Einigung hat Ufo-Chef Nicoley Baublies nicht. Die Schlichtung werde unter den derzeitigen Voraussetzungen „aller Wahrscheinlichkeit nach“ ohne Lösung beendet werden: „Sollte sich keine drastische Gesamtveränderung einstellen, geht die Gewerkschaft davon aus, dass danach Arbeitskämpfe in der Kabine notwendig sind.“ Baublies wirft dem Konzernvorstand vor, Zusagen ohne Rücksprache zu brechen, an einer friedlichen Lösung nicht interessiert und auf Gesprächsvorschläge der Gewerkschaft nicht eingegangen zu sein.
Mit Unverständnis reagierte die Lufthansa auf diese Aussagen. „Trotz unserer schwierigen Wettbewerbsbedingungen werden wir über 1000 Kabinenmitarbeitern, die bisher befristet beschäftigt waren, eine unbefristete Anstellung bei Lufthansa anbieten“, sagte Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens. Das sei ein deutliches Signal dafür, dass das Unternehmen die Zukunft für das Kabinenpersonal gemeinsam mit dem Tarifpartner gestalten wolle.
Ufo hatte die Schlichtungsgespräche zur Alters- und Übergangsversorgung des Lufthansa-Kabinenpersonals nach sechs Runden für gescheitert erklärt und einen abschließenden Spruch von den Schlichtern verlangt. Zur Begründung hieß es, Lufthansa habe in den Gesprächen unter anderem über die Gehälter und die Betriebsrenten „ausschließlich Beton angerührt“.
Die Schlichter setzten daraufhin eine Nachfrist, in der Lufthansa und Ufo ihre Positionen nachbessern konnten. Die Frist endete am Freitag (12. Juni) um 12.00 mittags. Baublies warnte: „Wir meinen es ernst.“ Ufo sage dem Konzernvorstand nun letztmalig, dass er sich nicht wegducken könne: „Sonst müssen andere Kräfte walten.“