GM kickt Manager raus: Auch bei Opel klaffen Lücken

Detroit/Rüsselsheim (dpa) - Bei Opel geht das Stühlerücken weiter. Der angeschlagene Autohersteller muss sich neben einem neuen Vorstandschef nun auch nach einem neuen Chefdesigner und einem neuen Marketingleiter umschauen.

Der Mutterkonzern General Motors braucht überdies einen neuen weltweiten Marketingchef. Hintergrund der zahlreichen Personalabgänge in jüngster Zeit sind einbrechende Verkäufe und hohe Verluste in Europa sowie schwindende Marktanteile in den USA.

Opel bestätigte am Montag, dass der als Chefdesigner vorgesehene US-Amerikaner David Lyon den Mutterkonzern General Motors verlassen hat und nicht wie geplant zum 1. August die freiwerdende Stelle in Rüsselsheim übernehmen wird. Lyon hatte zuletzt in Detroit das Design der GM-Marken Buick und GMC verantwortet.

Auch der Opel/Vauxhall-Marketingleiter Thomas Owsianski geht, wie das Unternehmen bestätigte. Nach Informationen der „Allgemeinen Zeitung Mainz“ wechselt der Manager zur VW-Tochter Skoda. Von dort kommt Alfred Rieck, der zum 1. Juli zum Verkaufs- und Marketingvorstand von Opel berufen worden ist.

Erst am Sonntag hatte GM seinem globalen Marketingchef Joel Ewanick den Laufpass gegeben. Ewanick habe die Erwartungen nicht erfüllt, die das Unternehmen an seine Mitarbeiter stelle, sagte ein Firmensprecher, ohne ins Detail zu gehen. Der Spitzenmanager war für das weltweite milliardenschwere Werbebudget verantwortlich. Nach Informationen von US-Medien stolperte er über einen Sponsorenvertrag im Fußball.

Auch beim designierten Opel-Chefdesigner scheint es geknallt zu haben: Nach Informationen des Fachmagazins „Automobil Industrie“ ist er bereits am vergangenen Donnerstag unter spektakulären Umständen bei GM rausgeschmissen worden: Er sei vom Personaldirektor zu einem wartenden Fahrzeug eskortiert worden, bevor per Mail den Mitarbeitern mitgeteilt worden sei, dass Lyon „ab sofort“ nicht mehr GM-Mitarbeiter sei. „Eine Demission in dieser Form hat es bei GM noch nie gegeben,“ zitiert das Blatt einen Insider.

Vor allem bei Opel gab es mehrere prominente Personalwechsel in jüngerer Zeit: Der bisherige Vorstandchef Karl-Friedrich Stracke ist nicht mehr im Amt, auch Cheflobbyist Volker Hoff und Entwicklungschefin Rita Forst sind ihre Posten los. Zum 1. September wird zudem der bisherige VW-Manager Michael Lohscheller das Finanzressort übernehmen. Auf Konzernebene legte GM-Chef Dan Akerson die weltweite Produktion in neue Hände.

Auf vielen Posten sitzen nun Manager auf Zeit. Bei Opel führt Strategievorstand Thomas Sedran bis auf weiteres die Geschäfte. Die Aufgabe des Opel-Chefdesigners werde zunächst kommissarisch weiter von Mark Adams erfüllt, der aber wie vorgesehen nach Detroit wechsele, erklärte ein Opel-Sprecher. Ein endgültiger Nachfolger sei noch nicht benannt.

In Detroit schlug besonders der Rauswurf von Marketingchef Ewanick Wellen. Das „Wall Street Journal“ berichtete unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, sein Abgang habe mit dem vor zwei Monaten geschlossenen Sponsorenvertrag mit dem englischen Fußball-Rekordmeister Manchester United zu tun. Der Vertrag erfülle nicht die Firmenrichtlinien, schrieb die Finanznachrichtenagentur Bloomberg ebenfalls unter Berufung auf eine eingeweihte Person.

Ab der Saison 2014/2015 wird das Logo der GM-Hauptmarke Chevrolet auf den Trikots prangen. Dagegen wollte Ewanick auf die teure Fernsehwerbung zum Super Bowl verzichten, dem Finale der Profiliga beim American Football. Es ist das Sportereignis des Jahres in den USA und Firmen drehen extra Werbespots mit riesigem Budget.

Der ehemalige Hyundai- und Nissan-Manager Ewanick hatte zudem mit seiner Ankündigung für Aufruhr gesorgt, keine Anzeigen mehr bei Facebook schalten zu wollen. Das war kurz vor dem Börsengang des Sozialen Netzwerks, der am Ende gründlich daneben ging. Ewanick selbst erklärte über den Kurznachrichtendienst Twitter, es sei ihm eine Ehre gewesen, mit dem GM-Team zusammenzuarbeiten. „Ich wünsche jedermann bei GM das Beste.“ Bis auf weiteres übernimmt US-Verkaufschef Alan Batey das Amt.