Goldpreis stürzt ins Bodenlose: Zwei-Jahres-Tiefstand
London/Frankfurt/Main (dpa) - Der Goldpreis ist auf rasanter Talfahrt. Am Montag fiel er erstmals seit mehr als zwei Jahren unter die 1400-Dollar-Marke und erreichte zeitweise 1363 Dollar.
Damit fiel die Notierung im Vergleich zum Freitag um knapp acht Prozent ab - ein spektakulärer Sturz an einem einzigen Handelstag. Noch vor wenigen Monaten lag der Preis für das glänzende Edelmetall über 1800 Dollar für eine Feinunze (etwa 31 Gramm). Viele Anleger hatten in der Finanzkrise die Flucht in das Gold als „sicheren Hafen“ angetreten und sich eingedeckt. Die jahrelange Rally ist nach Ansicht von Analysten aber erst einmal vorbei.
Commerzbank-Experte Eugen Weinberg sprach von einem „panikartigen
Ausverkauf“ am Goldmarkt. Bereits am Freitag war der Kurs um etwa
fünf Prozent eingebrochen. Auf dem Papier hatten innerhalb eines
Tages gut 1140 Tonnen Gold den Besitzer gewechselt. „Dies ist mehr
als die gesamte jährliche Goldnachfrage von Indien oder China“,
erklärte Weinberg weiter.
Der Goldkurs hatte in den vergangenen Jahren und vor allem während der Finanz- und Schuldenkrise meist nach oben gezeigt. Das Edelmetall gilt bei seinen Anhängern als „echter Wert“ im Gegensatz zu Papierwährungen und wurde zudem als Schutz vor steigenden Inflationsraten gesehen, die viele Kritiker der großen Notenbanken und ihrer Geldpolitik für die Zukunft fürchten. Ein derartiger Kurssturz wie in den vergangenen Tagen, der etwa an den Aktien- oder Devisenmärkten nur schwer vorstellbar ist, dürfte den Ruf des Goldes als sicherer Hafen aber schwer ramponiert haben. Typisch sind solche Bewegungen eher für Märkte, die von Spekulanten beherrscht werden.
Goldhandelshäuser wie pro aurum sprachen von sehr ungewöhnlichen Marktbewegungen. Auch in den kommenden Tagen dürfte die Lage am Goldmarkt turbulent bleiben. Das Fixing in London am Nachmittag in London lag noch bei 1395,00 (Freitag: 1535,50) Dollar je Feinunze.
Als weitere Gründe für den Preisverfall nennen Ökonomen die unterschiedlichsten Gründe, angefangen von geringeren Inflationsrisiken bis zur Beruhigung der Euro-Schuldenkrise. Aber auch die neue Attraktivität der Aktie dank steigender Gewinne der Unternehmen spiele eine Rolle. Zudem verringerten immer mehr professionelle Investoren ihre Engagements in börsengehandelten Fonds, die entweder mit Gold hinterlegt sind oder sich am Verlauf des Goldpreises orientieren.
Einige Analysten verweisen zudem auf die möglichen Goldverkäufe der Zentralbank Zyperns, die 400 Millionen Dollar einbringen sollen, um die Lasten der Rettung des angeschlagenen Landes zu mindern. Aber die Menge erscheine viel zu klein, um den Markt stärker zu beeinflussen.
Auch andere Notierungen von Edelmetallen, Metallen und weiteren Rohstoffe fielen. So ging der Silber-Preis zusammen mit dem Gold auf Talfahrt. Er sackte unter 24 Dollar je Feinunze. Das ist der tiefste Stand seit Oktober 2010.
Die Rohölpreise fielen am Montag weiter. US-Rohöl und Rohöl aus der Nordsee kosteten so wenig wie seit Monaten nicht mehr.
Der Preis für US-Öl sank auf 88,05 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Dezember 2012. Der Brent-Preis erreichte sein Jahrestief bei 100,55 Dollar je Barrel (159 Liter).
Die generelle Rohstoffnachfrage wurde zuletzt von schwachen Konjunkturdaten aus großen Volkswirtschaften wie den USA, China oder aus dem Euroraum belastet. Ein gewichtiger Grund ist auch, dass die Inflationserwartungen trotz einer sehr expansiven Geldpolitik vieler Notenbanken bislang nicht gestiegen sind, weswegen Gold auch als Inflationsschutz nicht mehr so stark gefragt ist.