Griechenland: Ausstiegsszenario verliert den Schrecken
Europa schließt Rückkehr der Griechen zur Drachme nicht mehr aus.
Brüssel. Seit zwei Jahren hängt Griechenland am Notkredite-Tropf der Europäer. Trotzdem ist kein Ende der Misere in Sicht. Im Gegenteil: Der Schuldenstaat steckt in bedrohlichen wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten. Die Geduld der Europäer schwindet. Zwar möchten sie, dass Griechenland im Euro-Raum bleibt. Ein Austritt gilt den Europäern jedoch nicht mehr als Alptraum.
Allein die Griechen. Im EU-Recht ist nicht vorgesehen, ein Land aus dem Euro-Raum zu werfen. Aus Sicht der EU-Kommission kann ein Land die Währungsunion nur verlassen, wenn es auch aus der EU ausscheidet.
Das kann niemand vorhersagen. Zu den Kosten kursieren unterschiedliche Schätzungen. Experten mutmaßen, dass Deutschland Schäden bis zu 80 Milliarden Euro drohen. Allen Euro-Staaten könnten direkte Kosten von fast 280 Milliarden Euro entstehen. Darin sind Folgekosten nicht enthalten.
Sie warnen vor einer Kettenreaktion, falls Griechenland aus der Eurozone ausscheidet. Denn auch Portugal und Irland sind auf europäische Notkredite angewiesen. Finanzmarkt-Akteure wie Banken und Versicherer könnten fürchten, dass es auch diese Länder nicht schaffen, ihre Staatshaushalte ins Lot zu bringen, Schulden zu senken und ihrer Wirtschaft Schwung zu verleihen. So eine Kettenreaktion im Euro-Währungsraum sei das „Hauptrisiko”, sagt Belgiens Notenbank-Chef Luc Coene. „Der Rest ist handhabbar.”
Optimisten glauben, dass der Euro-Raum einen Austritt Griechenlands mittlerweile verkraften könnte. Ihr Argument: Deutschland und die anderen 16 Euro-Staaten haben ihre Währungsunion widerstandsfähiger gemacht. Die Europäer bemühen sich zugleich, Griechenland als absoluten Sonderfall im Euro-Raum darzustellen.
Ja. Die meisten Bürger sind laut jüngsten Umfragen gegen die Rückkehr zur Drachme. Mehr als 78 Prozent verlangen von einer neuen Regierung, alles zu tun, damit das Land im Euro-Raum bleibt.