Aktionärstreffen in Omaha Großer Rummel um Warren Buffett

Omaha (dpa) - Es ist auch nach über fünf Jahrzehnten noch ein einzigartiges Ereignis: Wenn Warren Buffett zum jährlichen Aktionärstreffen seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway lädt, reisen die Anhänger des Starinvestors in Massen aus aller Welt an.

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Mehr als 30.000 Besucher pilgerten an diesem Wochenende zur 52. Hauptversammlung und versetzten Buffetts beschaulichen Heimatort Omaha im US-Bundesstaat Nebraska in Ausnahmezustand.

Die wegen ihrer Außergewöhnlichkeit häufig als „Woodstock des Kapitalismus“ bezeichnete Zusammenkunft ist ein buntes Treiben, bei dem die zahlreichen Firmen des Berkshire-Imperiums die Event-Halle in einen Buffett-Tempel verwandeln. Von der Boxershorts mit seinem Konterfei bis zum Goldschmuck ist hier alles zu haben. Doch diesmal mussten sich der inzwischen 86-Jährige und sein 93-jähriger Berkshire-Vize Charlie Munger auch unbequemen Themen stellen.

Da wären etwa die Beteiligungen an der Großbank Wells Fargo, die nach einem Skandal um fingierte Konten in der Kritik steht, oder der nach einem brutalen Passagier-Rauswurf in der Image-Krise steckenden US-Fluggesellschaft United Airlines. Buffett übte bei der fünfstündigen Frage-und-Antwort-Runde mit Analysten, Journalisten und Aktionären wegen des Umgangs mit der Scheinkonten-Affäre scharfe Kritik an Wells Fargo.

Das Geldhaus habe sich „total falsch“ verhalten, sagte der wegen seines Gespürs für lukrative Geldanlagen das „Orakel von Omaha“ genannte Investor. „Das Hauptproblem war, dass sie nicht reagiert haben, nachdem sie davon erfuhren.“ Wells Fargo hatte im September die unautorisierte Eröffnung von rund zwei Millionen Spar- und Kreditkarten-Konten zugegeben. Später kam heraus, dass das Management seit Jahren Hinweise hatte, aber nicht entschlossen handelte.

Buffett bezeichnete das Verhalten der Wells-Fargo-Führung als „großen, großen, großen Fehler“. Der Skandal kostete die Bank Millionen an Bußgeldern, weitere Strafen könnten folgen. Tausende Mitarbeiter wurden gefeuert, auch Vorstandschef John Stumpf musste seinen Hut nehmen. Trotz seiner Kritik steht Buffett aber zu der Beteiligung an Wells Fargo. Berkshire hielt zuletzt Aktien im Wert von rund 25 Milliarden Dollar und ist damit der größte Anteilseigner.

Auch andere umstrittene Investments - bei United Airlines, aber auch American Express und Coca-Cola - verteidigte Buffett. Die Unternehmen hätten zwar derzeit Schwierigkeiten, „aber wir mögen sie sehr gerne“, betonte er. „Wir haben die Aktien nicht in der Annahme gekauft, dass sie nie Probleme haben werden.“ Aber auch bei Berkshire Hathaway selbst lief es zu Jahresbeginn nicht so rund wie gewohnt. Verglichen mit dem Vorjahreswert fiel der Überschuss im ersten Quartal um 27 Prozent auf 4,06 Milliarden Dollar (3,7 Mrd Euro).

Zu Buffetts Konglomerat gehören über 80 Firmen - von Versicherern, Einzelhandelsgrößen und Autohäusern bis hin zu Zeitungen und einer Frachteisenbahn. Zuletzt machte vor allem das Versicherungsgeschäft um den US-Branchenriesen Geico Probleme. Zudem hält Berkshire Hathaway große Aktienanteile an diversen börsennotierten Konzernen wie Apple, Goldman Sachs oder Kraft Heinz.

Die zahlreichen Anhänger, die dem Ruf ihres Idols folgten, ließen sich die Stimmung indes weder von den Skandalfirmen noch von den Quartalszahlen verderben. Nüchtern betrachtet, gibt es auch wenig Grund zur Beschwerde: Buffett liefert zuverlässig Milliardengewinne, wer früh genug auf ihn setzte, hat mit seinen Berkshire-Aktien über die Jahre selbst ein Vermögen gemacht. Auch in den letzten zwölf Monaten ist der Kurs um über 16 Prozent gestiegen.

Im Vordergrund der Veranstaltung steht zudem ohnehin traditionell der Starkult um Buffett. Viele Aktionäre genießen es, einmal auf Tuchfühlung mit dem Börsen-Guru gehen zu können. Das einzige Thema, über das sie sich wirklich den Kopf zerbrechen, ist die Frage, wer bei Berkshire Hathaway einmal die Nachfolge von Buffett antreten soll. Dazu hält sich die Investorenlegende relativ bedeckt, verriet nur soviel: Die Hauptanforderung sei, gut mit Geld umgehen zu können. Doch Buffett versprach: „Wir werden so jemanden haben.“