Grüne Woche: Kritiker machen mobil gegen noch mehr Globalisierung.
Berlin (dpa) - Zur weltgrößten Agrarmesse Grüne Woche in Berlin warnen Umweltschützer und Ökobauern vor einer immer weiteren Freigabe des globalen Nahrungshandels auf Kosten von Verbraucherrechten.
Bei der geplanten Freihandelszone mit den USA seien europäische Umwelt- und Lebensmittelstandards in Gefahr, kritisierte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger. Bundesregierung und EU-Kommission versicherten aber, Schutzregeln zu bewahren. Die wirtschaftliche Lage der deutschen Ernährungsbranche trübt sich auch beim Export ein. Die 80. Ausgabe der Grüne Woche sollte am Donnerstagabend eröffnet werden.
Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) sagte mit Blick auf internationalen Freihandel, Standards der Lebensmittelsicherheit seien „überall nicht verhandelbar“.
Er wolle daher „den Mut und die Hoffnung etwas erhöhen“, dass dies auch beim TTIP-Abkommen mit den USA der Fall sein werde. EU-Agrarkommissar Phil Hogan sagte der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag): „An unserem System geschützter regionaler Angaben ändert sich nichts.“ Auch bei der Kennzeichnung gentechnisch veränderter Produkte werde die EU „hart bleiben“.
Umweltorganisationen, Öko- und Kleinbauernverbände fürchten dagegen um eine bäuerliche Landwirtschaft mit kleineren Höfen. Kern der TTIP-Verhandlungen sei „die weitere Ausdehnung des agrarindustriellen Produktionsmodells nach amerikanischem Vorbild“, heißt es in einem „Kritischen Agrarbericht“ zur Grünen Woche. Der Vorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu), Olaf Tschimpke, nannte eine weitere Globalisierung der Land- und Ernährungswirtschaft nicht akzeptabel.
Der weltweite Agrarhandel ist eines der Themen der Grünen Woche, bei der sich bis 25. Januar 1658 Aussteller aus 68 Ländern präsentieren. Nach der Auftaktfeier am Donnerstagabend öffnet die Messe an diesem Freitag für Besucher. In 26 Hallen können sie internationale Speisen probieren und sich über Landwirtschaft informieren. Partnerland ist in diesem Jahr Lettland. Insgesamt erwartet die Messe 400 000 Gäste.
Um eine gesunde Ernährung voranzubringen, lehnt Agrarminister Schmidt immer neue gesetzliche Vorschriften ab. Mit einer „Regulierungsorgie und Volkserziehung“ sei der Konsument nicht dazu zu bringen, dass er nur noch gesunde Sachen esse. Nötig seien Informationen, auch Logos seien wichtig.
„Trotzdem sind es mir zu viele Labels.“ Zur Kritik an der Tierhaltung sagte er, wenn Megaställe „nicht mehr händelbar sind und das Tier als solches überhaupt nicht mehr überblickbar ist, dann ist das nicht der Weg, den man gehen kann.“ Darunter sehe er aber auch bei Großställen ein gutes Potenzial für Haltung und Entwicklung.
Das Wachstum der deutschen Agrarexporte schwächt sich voraussichtlich ab. Im vergangenen Jahr dürften sie nur noch um 0,6 Prozent auf 66,5 Milliarden Euro gestiegen sein, wie die Export-Förderorganisation Gefa mitteilte. 2013 hatte es ein Plus von vier Prozent gegeben.