Handwerk wirbt um Studienabbrecher und Gymnasiasten

Berlin (dpa) - Das Handwerk wirbt verstärkt um Studienabbrecher und Gymnasiasten. Über die Hälfte der Kammern unterstützt laut einer Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) Kooperationsprojekte mit Hochschulen, um Aussteiger aus dem Studium als Berufsnachwuchs für Handwerksbetriebe zu gewinnen.

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Erbrachte Leistungen im Studium können dabei durch verkürzte Lehrzeit bei der Gesellenprüfung oder der späteren Meisterprüfung angerechnet werden.

„Das Handwerk bietet Jedem handfeste Karriereperspektiven, auch im zweiten Anlauf“, sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Der ZDH-Präsident verweist darauf, dass in den nächsten zehn Jahren etwa 200 000 Handwerksunternehmer vor ihrem Ruhestand einen Nachfolger suchten. Wollseifer: „Dies ist ein immenses Potenzial für Fach- und Führungskarrieren und für innovative Köpfe.“

Im „Handelsblatt“ (Mittwoch) kündigte Wollseifer an, künftig gezielt auch um gute Schulabgänger zu werben. „Die Akzeptanz des Handwerks muss auch an Gymnasien wachsen“, sagte er. Diese organisierten zwar akademische Tage, um über Studiengänge zu informieren. Wollseifer: „Ans Handwerk denken sie aber zu selten. Wir brauchen auch berufskundliche Tage im Gymnasium.“

Beim Werben um Studienabbrecher reichen die Kooperationen zwischen Handwerkskammern und Hochschulen inzwischen von gemeinsamen Informationsflyern und Beratung bis hin zur direkten Vermittlung von Ausbildungsplätzen. Ein Beispiel: Bei einem Pilotprojekt der Handwerkskammer für Unterfranken mit der Universität Würzburg wurden jetzt 27 Studienabbrecher in die handwerkliche Ausbildung vermittelt. Die ehemaligen Studenten erlernen nun Handwerksberufe wie Schreiner, Hörgeräte-Akustiker, Feinwerkmechaniker und Elektroniker.

In speziellen Berufsschulklassen und in kooperierenden Betrieben eignen sie sich in verkürzter Ausbildungszeit die Kenntnisse für die Gesellenprüfung sowie Teile der Meisterprüfung an. Dazu gehören auch die Grundlagen für Führungsaufgaben in einem Handwerksbetrieb.