Haribo — von Serien und Comics inspiriert

Der verstorbene Geschäftsführer Hans Riegel war bekannt für Innovationen.

Bonn/Solingen. Er war einer der erfolgreichsten Familienunternehmer der Nachkriegszeit, und auch im hohen Alter dachte der Herr der Gummibärchen nicht ans Aufhören. „Ich mache meine Arbeit, weil sie mir Freude macht, und ich habe keinen Grund, mir die Freude selbst zu nehmen“, sagte Haribo-Chef Hans Riegel kurz vor seinem 87. Geburtstag in einem seiner eher seltenen Interviews.

Damals, vor dreieinhalb Jahren, war Haribo längst zu einer weltweit erfolgreichen Süßwarenfirma aufgestiegen. Im Alter von 90 Jahren ist Riegel nun gestorben.

Hans Riegel war der Sohn des gleichnamigen Firmengründers. 1920 hatte Hans Riegel senior, ein gelernter Bonbonkocher, in einer Hinterhof-Waschküche bei Bonn die erste Produktionsstätte seiner neugegründeten Firma eingerichtet. Am 13. Dezember 1920 ließ er das Unternehmen ins Handelsregister eintragen — unter der Bezeichnung Haribo, was für „Hans-Riegel-Bonn“ steht.

Beträchtlichen Anteil am Erfolg von Haribo hatte von Beginn an eine kleine Bärenfigur aus Fruchtgummi, die der Firmengründer Riegel erstmals 1922 produzierte.

Dieser Vorläufer der heutigen Haribo-Goldbären stellte einen Tanzbären dar — in Anlehnung an jene dressierten Bären, die noch bis ins 19. Jahrhundert hinein auf Jahrmärkten zur Unterhaltung der Besucher auftreten mussten. Hans Riegel senior starb 1945.

Noch 15 Jahre sollten vergehen, bevor das Bonner Familienunternehmen 1960 seine Goldbären auf den Markt brachte, die heute als das Kultprodukt schlechthin in Sachen Fruchtgummi gelten. In den 1960er-Jahren hatte Hans Riegel junior längst das Zepter bei Haribo übernommen — gemeinsam mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Paul Riegel, der 2009 starb, hatte er sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg an den Wiederaufbau des Unternehmens gemacht.

Die Riegel-Brüder machten den Süßwarenproduzenten zu einem erneut florierenden Unternehmen, das schon 1950 rund tausend Mitarbeiter zählte — und auch nach Solingen sowie Neuss expandierte.

Schon früh wurde Hans Riegel ein ausgeprägtes Gespür für innovative Süßwaren-Produkte und den Geschmack seiner vielen jungen Kunden nachgesagt. „Ich muss darüber informiert sein, was sie naschen wollen, was sie denken, welche Sprache sie sprechen.“ Inspirieren ließ sich er dabei von Kinderserien, Jugendmagazinen und Comics.

Hans Riegel wurde 1994 für soziales Engagement und Verdienste um die Sportförderung mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Als ebenso große Auszeichnung mag er den Erfolg von Haribo verbucht haben: Heute werden weltweit pro Tag allein über 100 Millionen Goldbären produziert.