Herber Dämpfer für deutsche Exporteure

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Wiesbaden (dpa) - Ein unerwartet kräftiger Rückschlag bremst Deutschlands Exporteure auf ihrem Rekordkurs. Im Sommermonat August sanken die Ausfuhren gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 5,2 Prozent.

Das ist der stärkste Rückgang seit der tiefen Rezession 2009. DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater sprach von einem „Absturz mit Ansage“: „Insbesondere in den Schwellenländern haben sich in den vergangenen Monaten die wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen deutlich verschlechtert.“

Im Jahresvergleich steht aber trotzdem ein kräftiges Plus: Die Ausfuhren stiegen um 5,0 Prozent auf 88,0 Milliarden Euro. Dies allerdings auch, weil der August 2014 ebenfalls der Monat mit dem schwächsten Exportwert des Jahres war. Dennoch wertete der Außenhandelsverband BGA die Augustzahlen positiv: „Die Sommerpause ist im Außenhandel aufgrund des billigen Euro ausgefallen“, sagte BGA-Präsident Anton F. Börner. Das Wachstum fuße gleichermaßen auf einer Belebung der Nachfrage in und außerhalb der EU.

Aus Sicht von KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner erklären sich die schwachen August-Zahlen zum Teil mit den späten Sommerferien in den wirtschaftsstarken Bundesländern, die von der Saisonbereinigung nur unvollständig erfasst würden: „Allerdings wird auch die Weltkonjunktur von der Schwäche in den Schwellenländern eingebremst.“ Grundsätzlich profitiere das deutsche Exportwachstum aber von dem schwächeren Euro, der Waren aus dem Euroraum auf den Weltmärkten günstiger macht.

Tatsächlich lieferte die deutsche Wirtschaft in den ersten acht Monaten des Jahres Proudkte mit einem um 6,6 Prozent gestiegenen Wert mehr in alle Welt als im Rekordjahr 2014. Besonders stark (plus 8,1 Prozent) entwickelte sich in diesem Zeitraum das Geschäft mit EU-Ländern, die wie Großbritannien oder Polen nicht der Eurozone angehören.

Gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichneten die deutschen Exporteure im August besonders deutliche Zuwächse im Handel mit Drittländern (plus 6,8 Prozent). Anders als in der Vergangenheit seien jedoch nicht die großen Schwellenländer (BRIC-Staaten) die Wachstumstreiber gewesen, sondern insbesondere die USA, sagte Börner: „So sind alleine im ersten Halbjahr die Ausfuhren um fast ein Viertel gestiegen.“

Die Ausfuhren in EU-Länder außerhalb der Eurozone stiegen im August binnen Jahresfrist um 5,8 Prozent, in die Partnerländer der Währungsunion um 2,1 Prozent.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten nach ihrem am Donnerstag vorgelegten Herbstgutachten zwar nur wenig Impulse von China und anderen Schwellenländern. Zudem dürfe die belebende Wirkung der Euro-Abwertung allmählich nachlassen. Allerdings dürften die Exporteure von der Erholung im Euroraum und von steigenden Bestellungen aus anderen Industrieländern profitieren. Insgesamt trauen die Experten der deutschen Exportwirtschaft ein Ausfuhrplus von 6,2 Prozent in diesem und von 4,9 Prozent im kommenden Jahr zu. Schon 2014 hatten die Unternehmen so viele Waren in alle Welt geliefert wie nie zuvor.