Hiesinger: Balance bei Klima und Wettbewerb
Thyssen-Krupp-Chef kritisiert starke Fokussierung auf Umweltziele. Das gefährde die Zukunft der Industrie.
Düsseldorf. Nach Ansicht von Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger wird die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie leichtsinnig gefährdet. Vor allem hohe Energiepreise sorgten dafür, dass deutsche Konzerne im globalen Wettbewerb immer mehr an Boden verlören. „Die Klimapolitik bestimmt den Rahmen, die Energiepolitik muss sich danach richten und den Rest nennt man dann Industriepolitik“, kritisierte der 52-Jährige bei einem Vortrag zur Wettbewerbsfähigkeit im Düsseldorfer Industrie-Club.
In der Mischung aus Industrie und Dienstleistung sieht Hiesinger den Grund für die Krisenresistenz Deutschlands. Doch diese Position mit einem Anteil von 26 Prozent Industrie könne nicht politisch verordnet, sondern müsse im Wettbewerb verteidigt werden. Doch: „Die Relevanz europäischer Beiträge zur CO2-Reduzierung wird maßlos über- und die Folgekosten unterschätzt“, sagte der Chef des energieintensiven Konzerns, „so wird die Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit in Kauf genommen.“
Bei der Energiewende gebe es zwar Zielmarken für den Klimaschutz, aber keine für die Kriterien Sicherheit und Bezahlbarkeit. Diese müssten sich an globalen Werten messen, sonst drohe Deutschland doppelt zu verlieren: Durch mangelnde Konkurrenzfähigkeit fielen hier in energieeffizienten Betrieben Stellen weg, die nach China wanderten, wo das Klima erheblich stärker geschädigt werde. „Neben dem Wunsch nach einem gesunden Klima und geringem Energieverbrauch muss deshalb auch der nach attraktiven Arbeitsplätzen berücksichtigt werden“, mahnte Hiesinger.