Hochtief gibt die Flughäfen ab
Bauriese verkauft die Sparte an kanadischen Pensionsfonds. Auch Düsseldorf ist betroffen.
Essen. Jahrelang wollte Deutschlands größter Baukonzern Hochtief seine Flughafen-Sparte loswerden — nun ist dem neuen Vorstandschef Marcelino Fernández Verdes der Verkauf gelungen. Die Aktionäre reagierten auf der Hauptversammlung am Dienstag in Essen trotzdem mit Kritik.
Vor drei Jahren hätte Hochtief noch mit 1,5 Milliarden Euro für die Flughafen-Sparte gerechnet. Nun solle sie für 1,1 Milliarden an einen kanadischen Pensionsfonds gehen, kritisierte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. Finanzvorstand Peter Sassenfeld machte die schleppende Konjunktur in Europa und den Konkurs der ungarischen Fluggesellschaft Malev für den niedrigeren Preis verantwortlich.
Die Hochtief AirPort GmbH hält Beteiligungen an den Flughäfen Athen, Budapest, Düsseldorf, Hamburg, Sydney und Tirana, die zusammen jährlich etwa 95 Millionen Passagiere abfertigen.
Allein am Düsseldorfer Flughafen wechseln nun 30 Prozent der Anteile den Besitzer. Als erste deutsche Flughafen-Teilprivatisierung ist Hochtief 1998 dort eingestiegen. Die übrigen Anteile haben die irische Aer Rianta mit 20 Prozent und die Stadt Düsseldorf mit 50 Prozent. Ein Vorkaufsrecht hatte die Stadt nicht, weil Hochtief die gesamte Sparte verkauft hat. Den Verkauf wollte ein Flughafen-Sprecher nicht kommentieren. Er geht aber davon aus, dass „sich nichts ändern wird“.
Mit dem Erlös will Hochtief Schulden abbauen und das Infrastrukturgeschäft stärken. Nach Plänen von Fernández Verdes soll der Bauriese bis spätestens 2014 schuldenfrei sein. Weiter auf der Verkaufsliste von Hochtief stehen die Immobilientochter Aurelis und das Servicegeschäft in Europa. Zudem suchen die Essener einen strategischen Partner für die Projektentwicklung im Europa-Geschäft. „Die nicht zu unserem Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten werden je nach Marktbedingungen schnellstmöglich verkauft“, sagte Fernández Verdes.
Der Hochtief-Chef, der selbst lange Manager bei ACS war und als Vertrauter von Konzernchef und Real-Madrid-Präsident Florentino Pérez gilt, übernahm erst im November das Ruder bei dem Essener Konzern. Seit der Mehrheitsübernahme durch ACS Mitte 2011 wurden alle Vorstände bei Hochtief und bei der Tochter Hochtief Solutions ausgetauscht.