Hochtief macht Gewinn und streicht Jobs
2013 ist die Mitarbeiterzahl in Deutschland drastisch gesunken. Hauptaktionär ACS freut sich über hohe Dividende.
Essen. Marcelino Fernández Verdes, spanischer Chef des Baukonzerns Hochtief, strahlte Donnerstag auf der Bilanzpräsentation über das ganze Gesicht. Es waren jedoch nicht die Zahlen für 2013, die ihn so begeisterten. Vielmehr lag es am 6:1-Sieg seines Lieblingsclubs Real Madrid gegen Schalke 04, den er am Vorabend an der Seite von Freund und Real-Präsident Florentino Pérez im Stadion erlebt hatte.
Deutlich weniger Grund zur Freude haben dagegen zurzeit die Hochtief-Mitarbeiter. Der Konzern wird seit der feindlichen Übernahme des spanischen Mischkonzerns ACS (dessen Vorsitzender Pérez ist) im Jahr 2011 weiter radikal umgebaut und auf Profit getrimmt — im vergangenen Jahr ist die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland um fast 50 Prozent auf 5565 gesunken (2012: 10 111).
Weitere 800 bis 1000 Stellen — die meisten bei der Tochter Solutions — sollen noch wegfallen. „Wir versuchen, betriebsbedingte Entlassungen zu vermeiden“, erklärte Verdes. Mit 80 Prozent der betroffenen Mitarbeiter sei bereits eine Einigung erzielt worden. Weltweit hat Hochtief 80 000 Beschäftigte.
Verdes, dessen Gehalt im vergangenen Jahr auf 4,5 Millionen Euro gestiegen ist (2012: 1,5 Millionen Euro), betonte die stärkere Konzentration auf das Baugeschäft. Verkauft wurden 2013 das Servicegeschäft, der Telekommunikationsbereich der australischen Tochterfirma Leighton sowie die Flughafensparte. Alle Anteile an den Flughäfen wie Athen, Hamburg, Sydney, Tirana und auch Düsseldorf wurden für 1,1 Milliarden Euro veräußert.
Getragen von den Verkäufen stieg der Konzerngewinn im Vergleich zum Vorjahr um 10,3 Prozent auf rund 171 Millionen Euro (2012: rund 155 Millionen). Auch der Gesamtumsatz stieg minimal auf 25,69 Milliarden Euro. „Es gilt noch viel zu verbessern, aber 2013 ist uns die Trendwende gelungen“, sagte Verdes.
Dennoch hat Hochtief deutlich weniger Geld mit Aufträgen verdient. Während der Essener Konzern im Vorjahr Aufträge in Höhe von rund 31 Milliarden Euro an Land zog, waren es 2013 nur noch 26 Milliarden. Positiv ist der Ausblick für das laufende Jahr. „Wir wollen 2014 unsere Profitabilität steigern und peilen einen Konzerngewinn von 225 bis 250 Millionen Euro an“, so Verdes weiter.
Bereits Freitag freuen dürfen sich die Aktionäre, denn die Dividende wird um 50 Prozent je Aktie auf 1,50 Euro erhöht. Größter Profiteur ist der Haupteigner ACS: Die Spanier haben ihre Anteile inzwischen auf 55,8 Prozent erhöht.