Hochwasser in Thailand belastet Munich Re
München (dpa) - Das Jahr endet für Munich Re, wie es begann: Mit Millionenschäden aus Naturkatastrophen. Für das Hochwasser in Thailand müssen die Münchner mit einer halben Milliarde Euro gerade stehen.
Am Ziel, in diesem Jahr Gewinn zu machen, hält der Konzern dennoch fest.
Knapp drei Wochen vor dem Ende des Geschäftsjahres 2011, das von verheerenden Naturkatastrophen geprägt war, muss der weltgrößte Rückversicherer Munich Re einen weiteren Millionenschaden verbuchen: Die Überschwemmungen in Thailand werden den Konzern mit rund 500 Millionen Euro belasten, teilte Munich Re am Donnerstag in München mit. Damit muss der Rückversicherer in diesem Jahr mehr als 4 Milliarden Euro allein für Naturkatastrophen ausgeben. Dennoch will Munich Re das Schreckensjahr noch mit einem Gewinn abschließen. „Wir sehen keinen Grund“, sagte ein Sprecher, “uns zum heutigen Zeitpunkt von diesem Ziel zu verabschieden“.
Die Schäden in Thailand sind insbesondere deshalb so enorm, da wichtige Schlüsselindustrien in den Überschwemmungsgebieten angesiedelt sind. Viele Hersteller elektronischer Komponenten mussten die Produktion unterbrechen und konnten nicht rechtzeitig an ihre Abnehmer in aller Welt liefern. So war zum Beispiel die Fertigung von 25 Prozent der weltweit benötigten Komponenten für Computer-Festplatten durch das Hochwasser in Thailand beeinträchtigt. Die Behörden stuften die Überschwemmung als die schlimmsten seit 50 Jahren ein.
Das Hochwasser mache erneut die Verletzlichkeit der vernetzten Weltwirtschaft deutlich, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. „Unternehmen tun gut daran, sich für ihre Schlüssellieferanten eine Alternative zu sichern, damit sie im Extremfall ausweichen und ihre Fertigung aufrecht erhalten können.“
Die Überschwemmungen in Australien und Neuseeland sowie der verheerende Tsunami in Japan verschlangen bereits in den ersten Monaten des Jahres rund 2,7 Milliarden Euro. Damals machte Finanzchef Jörg Schneider klar: Wenn bis zum Jahresende noch ein Überschuss erreicht werden solle, stünden für Naturkatastrophen lediglich noch 700 bis 750 Millionen Euro zur Verfügung.
Diese Summe ist nun definitiv überschritten: Die im Konzern rückversicherten Schäden aus den Wirbelstürmen im Mai in den USA hatte Munich Re mit 210 Millionen Euro beziffert. Für den Hurrikan Irene im August in New York veranschlagte Munich Re eine Summe von rund 195 Millionen Euro. Die Schätzung für Thailand ist laut Munich Re noch mit Unsicherheiten behaftet, da sich das Wasser nur sehr langsam zurückziehe und zum Teil noch nicht vollständig abgeflossen sei. Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re hatte Anfang der Woche seine Belastungen in dem Land auf rund 600 Millionen US-Dollar geschätzt.
Zu den Naturkatastrophen kamen in den vergangenen Monaten bei Munich Re enorme Belastungen durch die negative Entwicklung der Währungskurse sowie Abschreibungen auf Staatsanleihen. Allein die Wertberichtigung ihrer griechischen Papiere kostete Munich Re in den ersten neun Monaten 170 Millionen Euro. Dennoch soll zum Jahresende unter dem Strich ein Gewinn stehen, und sei er noch so klein. Nachdem der Konzern das erste Halbjahr noch mit einem Verlust abgeschlossen hatte, reichte ein Gewinn im dritten Quartal, um das Minus auszugleichen: Von Januar bis September verdiente Munich Re 75 Millionen Euro.