HSH-Aufsichtsrats Kopper greift Politik an
Hamburg (dpa) - Der Aufsichtsratschef der skandalumwitterten HSH Nordbank, Hilmar Kopper, hat in einem „Spiegel“-Interview mit Justiz und Politik abgerechnet: „Die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen laufen seit zwei Jahren und haben bisher zu nichts geführt“, sagte Kopper dem Nachrichtenmagazin.
„Ein Trauerspiel für die hiesige Rechtspflege!“ Die Anteilseigner der Landesbank - die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein - bezeichnetet er als „Crux“. Als neuen HSH-Großaktionär kann sich der frühere Chef der Deutschen Bank auch eine chinesische Staatsbank vorstellen: „In der Not frisst der Teufel Fliegen.“ Die Abgabe der Aktienmehrheit durch die Länder würde er gern beschleunigen.
Er selbst fühle sich angesichts der HSH-Affären wie die „Trümmerfrau, die nun saubermacht“, berichtete Kopper dem Magazin. Er wolle aber auch nicht auf halber Strecke abspringen und werde nun länger bleiben „als ich ursprünglich wollte“. Der Grund: Kopper will den designierten Nachfolger von Dirk Jens Nonnenmacher, Paul Lerbinger, mit einarbeiten. Lerbinger kommt im März zu dem Geldinstitut und steht von April an als Vorstandsvorsitzender an der Spitze.
Kopper berichtete, dass der scheidende Nonnenmacher noch Anspruch auf Boni habe. „In den alten Verträgen gab es Formulierungen, die sogar mich sprachlos gemacht haben.“ Bislang konnte Nonnenmacher kein pflichtwidriges Verhalten im Amt nachgewiesen werden.
Im Netz der HSH-Affären sieht auch Kopper die Sicherheitsfirma Prevent als „Spinne“. Bei allem, was aufgedeckt werde, gelte: „Dauernd stoßen wir auf Prevent. Da kann ja was nicht stimmen.“
Auch in der jüngsten HSH-Affäre ist Prevent involviert. In dem von ihr übernommenen Auftrag in der Türkei gibt es nach Medienberichten weitere Ungereimtheiten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die den Fall für die Bank untersuchte, ist nach Angaben der Nachrichtenmagazine „Spiegel“ und „Focus“ auf Zahlungen von mehr als 1,5 Millionen Euro gestoßen, die an eine österreichische Steuerberatung für ein demnach „wertloses“ Gutachten geleistet wurden. Der Türkei-Auftrag - Codename „Shisha“ (Wasserpfeife) - hatte einen Korruptionsverdacht aufkommen lassen.
In einem millionenschweren Rechtsstreit mit einem türkischen Reeder hatte die HSH Nordbank Prevent eingeschaltet, damit die Firma Lobbyarbeit leistet. Nach einem zwischenzeitlich positiven Urteil erhielt Prevent laut Bank mehr als drei Millionen Euro Erfolgsprämie. In weiteren Instanzen verlor das Geldinstitut aber letztlich den Prozess und soll Schadenersatz von rund 80 Millionen US-Dollar (60,3 Mio Euro) leisten. Daher will die HSH Nordbank das gezahlte Erfolgshonorar von Prevent zurückhaben.
Prevent hat mittlerweile die HSH Nordbank verklagt und fordert ausstehende Zahlungen von 800 000 Euro zurück. Das Finanzinstitut hatte seine Zahlungen eingestellt, weil KPMG „im Zusammenhang mit Zahlungen an Prevent auf Ungereimtheiten gestoßen war“, wie die Landesbank bekanntgab. Sie stellte Strafanzeige gegen unbekannt. Dabei geht es möglicherweise um den Verdacht der Untreue und der Bestechung.