Hyundai bekommt 2013 Krise zu spüren
Offenbach (dpa) - Der Höhenflug von Hyundai auf Europas Automärkten ist vorerst zu Ende. Die Koreaner spüren die Absatzkrise mittlerweile deutlich, rechnen mit sinkenden Verkäufen und müssen ihre Ziele über den Haufen werfen.
„2013 wird ein Jahr der Konsolidierung“, sagte Europa-Vizechef Allan Rushforth der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das trifft auch die Händler: Bis 2014 soll mindestens jeder vierte in Europa ausgetauscht werden.
Ein Jahr später wollte Hyundai ursprünglich in Europa auf fünf Prozent Marktanteil kommen - den erreicht das Unternehmen heute weltweit. Doch das Ziel ist nicht zu halten. „Aufgrund der stagnierenden Märkte müssen wir unsere langfristige Planung neu aufstellen“, sagte Rushforth. Nächstes Jahr soll der Anteil von 3,4 Prozent auf einem schrumpfenden Europa-Markt lediglich gehalten werden. Das bedeutet: 2013 werden auch die Koreaner weniger Autos verkaufen.
Dabei war Hyundai zusammen mit der Schwestermarke Kia 2012 der Überflieger in Europa: In der EU steigerte die Marke ihren Absatz bislang um mehr als neun Prozent, in Deutschland lagen ihre Neuzulassungen nach jüngsten Zahlen 14 Prozent höher als vor einem Jahr. Die kleine Schwester Kia wuchs sogar noch schneller und der Hyundai-Konzern gilt schon als künftig größter VW-Konkurrent im Rennen um den Rang des weltgrößten Autobauers. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat den südkoreanischen Autobauer öffentlich ins Visier genommen. „Es ist ein gutes Gefühl, bei Volkswagen auf dem Schirm zu sein“, sagte Rushforth.
Ein Vorteil der Koreaner: Weil sie nicht in Westeuropa, sondern etwa in Tschechien, der Türkei und Indien produzieren, haben sie geringere Lohnkosten. Und mit Kia bauen sie weltweit sieben Millionen Autos - das spart Geld durch die schiere Menge. Da können viele europäische Konkurrenten nicht mithalten. „Es kommt in diesem Punkt eben doch auf die Größe an“, sagte Rushforth.
So jagt Hyundai den etablierten Herstellern reihenweise Kunden ab - und will das auch weiter tun. „70 Prozent unserer Kunden sind vorher eine andere Marke gefahren - vor allem Opel, Ford, VW und Renault“, sagte Rushforth. „Wir werden unser Geschäft auch künftig auf Eroberungen auslegen.“
Aber beim nächsten Schritt - der Kundenbindung - hakt es noch: Eine interne Studie zeigt, dass die Unzufriedenheit der Kunden mit den Händlern bei einigen Modellen das größte Problem darstellt. Hier will Hyundai gegensteuern. „Denn wenn die Kunden sich bei uns nicht besser aufgehoben fühlen als bei ihrer alten Marke, dann werden wir sie nicht halten können“, sagte Rushforth.
Auch deswegen krempelt Hyundai sein Vertriebsnetz kräftig um: „Zwischen 2010 und 2014 werden wir 25 bis 30 Prozent unseres europäischen Händlernetzes ausgetauscht haben“, sagte Rushforth. Allerdings nicht nur, weil die Qualität nicht stimmt. „Einige sind einfach zu klein, um mit unserem Wachstum Schritt zu halten.“